Die eisenzeitliche Hofanlage mit alten Handwerken beim Tag der Archäologie.
Eine Ausgrabung im Tagebauvorfeld. Foto: Jan Linden, Universität Bonn
Am Samstag, 2. Juni 2018, findet von 10 bis 18 Uhr in Titz-Höllen der beliebte "Tag der Archäologie" statt - übrigens zum 25. Mal. Wie jedes Jahr werden interessante Funde der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier präsentiert.
Markenzeichen des Tages der Archäologie sind die kostenlosen Busfahrten zu einer Ausgrabung in einem Tagebau. Die sehr beliebten Touren finden zwischen 10 und 16 Uhr statt. Die Plätze für die Fahrten sind begrenzt.
Die diesjährigen über den ganzen Tag verteilten Busfahrten führen zu einer Ausgrabung im Tagebau Garzweiler. EinTeam der Universität Köln wird Reste einer Siedlung aus der Zeit der ersten Bauern im Rheinland (rund 7000 Jahre vor heute) präsentieren. Die Fachleute führen geophysikalische Prospektionsmethoden vor, mit denen – lange vor der Grabung – die Siedlung überhaupt entdeckt wurde.
Vom Grabungsgelände können die Besucher im sicheren Abstand zur Abbaukante einen Blick in den Tagebau werfen. An einem Info-Stand von RWE wird es Erläuterungen zum Tagebau geben. (zur Fahrt siehe Hinweise unten)
Beim Tag der Archäologie werden auf dem Gelände der Außenstelle in Titz-Höllen wie jedes Jahr neue archäologische Funde aus dem Rheinischen Braunkohlenrevier vorgestellt.
Die wichtigsten und schönsten Stücke in der Präsentation sind die Funde aus der mittlerweile abgeschlossenen Ausgrabung bei Inden-Vilvenich. Es handelt sich dabei um ein Gräberfeld mit 22 Bestattungen aus der Endphase der römischen Kultur.
Ein Grab aus Vilvenich verdient besondere Aufmerksamkeit. Seine opulenten Beigaben in Form zahlreicher Keramik- und Glasgefäße (Plakatmotiv 2018) sollten im Jenseits für üppige Tafelfreuden dienen. Gefunden wurden in diesem Grab auch Bronzeschmuck und eine Glasperlenkette. Die Beigaben lagen geschützt in drei seitlich in den Grabschacht ausgehöhlten Nischen. Die kunstvoll hergestellten Beigaben in den Nischen waren für antike Grabräuber vermutlich schwieriger zu finden oder weniger interessant. Ein Glücksfall für den heutigen Betrachter.
Aus Grabungen im Vorfeld des Braunkohlentagebaus Garzweiler werden erstmals Bauteile von der letzten (neogotischen) und der vorletzten (gotischen bis barocken) Kirche von Erkelenz-Immerath, dem sogenannten Immerather Dom, gezeigt. Die Kirche war im Januar 2018 unter großem Medieninteresse abgerissen worden. Gezeigt werden Fußbodenplatten von Villeroy & Boch von 1891/92, Säulenteile mit Resten der originalen histo-ristischen Farbfassung, der Grundstein von 1888, ein Türsturz aus dem 17. Jh. und weitere Stücke, dazu einige schriftliche Infotafeln und Fotos.
LVR-Mitarbeiter haben anhand des archäologischen Befundes das neuzeitliche Torhaus von Haus Palant aus Erkelenz-Borschemich in einem maßstabsgerechten Modell nach-gebaut.
Aus dem Gebiet des Tagebaus Hambach werden erste Ergebnisse der Ausgrabung der mit einer Palisade befestigten keltischen Großsiedlung von Kerpen-Manheim (1. Jh. v. Chr.) anhand eines Teilmodells erläutert. Unter den Funden ragt ein bronzenes Armringfragment besonders heraus.
Das bunte Rahmenprogramm ist besonders für Familien attraktiv. An zahlreichen Mitmachstationen können Kinder ihr Geschick ausprobieren. Wie die Menschen vor rund 2.500 Jahren im Rheinland gelebt haben, demonstrieren zahlreiche Freiwillige in der eisenzeitlichen Hofanlage (Foto), der im Gelände der Außenstelle anhand von Originalbefunden angelegt wurde. Auch für das leibliche Wohl ist stets gesorgt.
Wichtige Hinweise zur Fahrt: Der Zugang zur Grabung ist beschwerlich. Wettergerechte Kleidung und feste Schuhe sind unbedingt erforderlich. Bei heißem Sommerwetter werden eine Kopfbedeckung, Sonnenschutz und die Mitnahme eines Getränkes empfohlen. Im Tagebaugebiet kann es zu unangenehmen Staubwinden kommen. Die Grabung befindet sich im eingezäunten Betriebsgelände, eine eigenständige Anfahrt kann aus Sicherheitsgründen nicht gestattet werden.
Veranstaltet wird der Tag der Archäologie von der Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier und dem Team der Außenstelle Titz des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland.
Ab 2018 findet der Tag der Archäologie alle zwei Jahre statt – der nächste ist also 2020.
Absolventen, die ihre Abschlussarbeiten mit einem Stipendium der Archäologie-Stiftung erstellen, präsentieren ihre aktuellen Promotions- und Masterarbeiten – mit Themen von der ältesten Steinzeit bis zur Frühen Neuzeit.
Kinder dürfen ausgraben, Funde bestimmen und sich handwerklich betätigen: töpfern, Getreide zu Mehl mahlen wie bei den Kelten (Replik einer Handdrehmühle) und kleine Stoffsäckchen herstellen, um das Mehl nach Hause zu tragen und sich mit Höhlenmalerei und Schieferritzungen in einer frühen Form der Kunst üben.
- Erläuterungen zu römischer Glasproduktion. Ein besonderer Höhepunkt ist die Live-Vorführung ab 16 Uhr an einem Nachbau eines römischen Glasofens!
- Kulinarische Genüsse aus der Römerzeit: Rindfleisch mit Porree und Birnen und Zwiebeln und Fenchel („Bubula cum porris et piris et caepis et feniculis“) sowie mo-derne Speisen und Getränke
- Paläontologische Funde aus den Braunkohlentagebauen
- Verkauf von archäologischen Fachbüchern und Repliken sowie Lesungen
- Vorführung archäologischer Filmdokumentationen
- Arbeiten in der historischen Schmiede
- Lokaler Imker, Korbflechter und Ziegenkäsestand
- Infostand des LVR-Kulturhauses Synagoge Rödingen
- LVR-Kulturmobil mit Gewinnspiel
Weitere Informationen, auch mit Anfahrthinweisen:
Titz liegt verkehrsgünstig im Städtedreieck Köln, Aachen, Mönchengladbach. Detaillierte Informationen zur Anfahrt finden Sie hier: