LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
Logo Landschaftsverband Rheinland - zur Startseite
Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Grab oder Depot? Ein mittelbronzezeitliches Schwert

Fund des Monats Juni 2016

Aus einer Ackerfläche in Bergheim-Fliesteden (Rhein-Erft-Kreis) wurde dieses Griffzungenschwert geborgen. Es wird auf die mittlere Bronzezeit (1500–1200 v. Chr.) datiert. Das Schwert war nur noch unvollständig erhalten – Spitze und Griffende fehlten – und in zwei Stücke zerbrochen. Ursprünglich kam das Schwert noch gebrauchsfähig in die Erde, was die Spuren an der Klinge belegen. Ob es sich um eine Grabbeigabe oder einen Depotfund mit mehreren niedergelegten Objekten handelt, ließ sich durch die Nachgrabung am Fundort nicht klären.

Die Herstellung des Schwertes erfolgte im zweiteiligen Schalengussverfahren. Danach arbeitete man die Oberfläche nach und schliff die Scheiden.

Es gibt im Rheinland nur ein vergleichbares Exemplar aus Haan. Beide Schwerter markieren die westlichsten Fundpunkte dieses in Europa weit verbreiteten Schwerttyps.

Das Schalengussverfahren:

Beim sogenannten Schalenguss handelt es sich um eine Verbesserung des verdeckten Herdgusses. Im Gegensatz zum verdeckten Herdguss werden beim Schalenguss Artefakte gegossen, die auf zwei Seiten plastisch ausgeformt sind. Beim verdeckten Herdguss ist es immer nur eine Seite gewesen. Für den Schalenguss werden zwei Schalen benötigt, die über Passstifte zusammengehalten werden.
Die Herstellung dieser Schalen war sicher nicht einfach, weil beide Hälften perfekt aufeinander abgestimmt sein mussten, wenn man ein gutes Ergebnis erzielen wollte. Technische Details wie den Gusskanal und die Windkanäle finden wir auch bei dem Formen des Schalengusses wieder. Weil oftmals zwischen den beiden Schalen ein kleiner Raum war, floss stets etwas Bronze dorthin. Nach der Aushärtung wies das Artefakt deshalb noch „Gussnähte“ auf, die entfernt werden mussten.

Das Griffzungenschwert wird im Juni 2016 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn als Fund des Monats präsentiert.

Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

nach oben