LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
Logo Landschaftsverband Rheinland - zur Startseite
Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats Juli 2025

Gerissen und durchbohrt

Fossile Hölzer aus der Niederrheinischen Bucht

In den sandigen Sedimenten der einst meerbedeckten Niederrheinischen Bucht werden häufig Reste von fossilen, bis zu 25 Millionen Jahre alten Baumstämmen aus dem Tertiär geborgen. Das Größenspektrum reicht dabei von winzigen Splittern im Millimeterbereich bis zu vollständigen Baumstämmen von mehreren Metern Länge und einigen Tonnen Gewicht.

Hierbei finden sich in den Braunkohlentagebauen im Rheinischen Revierfinden überwiegend noch nicht vollständig inkohlte Holzteile, sog. Xylite. Ein Beispiel dafür ist die rund 3 Millionen Jahre alte Mittelscheibe eines Baumes aus dem Tagebau Garzweiler bei Jüchen, Rhein-Kreis Neuss, aus dem Oberen Pliozän. Der biologische, geochemische und physikalische Prozess, bei dem frisches Pflanzenmaterial zu Torf und mit zunehmendem Inkohlungsgrad zu Braunkohle, später über Steinkohle zu Anthrazit und Graphit verändert wird, ist hier noch nicht abgeschlossen.

Die nicht mehr kompakte Struktur des noch holzweichen Objektes ist auf Austrocknungsprozesse nach dem Absterben des Baumes zurückzuführen. Dadurch entstanden die markanten Risse, welche bei der anschließenden geo-chemischen Umwandlung in Braunkohlenholz (Xylit) erhalten geblieben sind. Nach der Bergung des Baumstammes wurde die Scheibe herausgesägt und später mit Polyethylenglykol, einem wasserlöslichen Kunststoffpolymer, konserviert. Die Einwirkzeit dieser Polymerlösung ist von der Größe des Fossils abhängig und betrug im vorliegenden Fall fast drei Jahre.

Die Struktur eines Stammstücks aus der Sandgrube Pimpelsberg in Erkrath, Kreis Mettmann, ist hingegen durch Organismen verursacht, die sich in das Holz gebohrt und dort gelebt haben. In den Holzresten aus den rund 25 Millionen Jahre alten oberoligozänen, marinen Sedimenten sind dies fast immer Bohrmuscheln, wie auch an diesem Xylit. Diese haben das Holz teilweise völlig durchbohrt, da sie mithilfe symbiontischer Bakterien die Holzsubstanz als Nahrung verwerten konnten. Dank der Verfüllung mit Sediment, nachdem der Holzstamm auf den Meeresboden gesunken war, blieben die Bohrgänge erhalten.

Bis zur Einbettung im Sand schwammen die Holzstämme lange Zeit im Wasser und verloren dabei die Baumrinde. Für eine holzanatomische Bestimmung ist dies kein Verlust, da hierzu ausschließlich die Holzzellen benötigt werden. Die Mehrzahl der geborgenen fossilen Hölzer stammt von Nadelbäumen, die aufgrund ihres höheren Harzanteiles erhaltungsfähiger sind als ihre Laubbaumverwandten.

Ulrich Lieven

nach oben