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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Ein keltischer „David“?

Fund des Monats November 2012

Im rheinischen Braunkohlenrevier trafen Archäologen bei Inden auf ein überraschendes Grabinventar. Das eisenzeitliche Brandgrab enthielt 26 bikonische Schleuderkugeln aus gebranntem Ton.
Damit ihr einstiger Besitzer als offensichtlicher Schleuderspezialist ein hohes Maß an Treffsicherheit erreichen konnte, besitzen alle Geschosse nahezu identische Gewichte von ca. 27 Gramm und Abmessungen von mindestens 41 mm bzw. maximal 46 mm Länge sowie eine Breite von mindestens 26 mm und maximal 29 mm. Für Jagd und Kampf gleichermaßen geeignet und einfach in der Herstellung finden sich solche Schleuderkugeln vereinzelt in Gräbern des 3. bis 1. Jh. v. Chr. von der Mosel bis zum Niederrhein, aber auch in Nordfrankreich und speziell im südlichen England.
Neben dem wohl berühmtesten Kampf mit einer Schleuder – jenem des David gegen Goliath aus der Bibel – kennen wir auch einen Bericht Cäsars, der die Verwendung dieser Waffe bei einem Angriff des gegen die Römer siegreichen Kelten Ambiorix erwähnt.
Seit dem Altertum ging die Bedeutung der Schleudern zwar allmählich zurück, geriet aber nie in Vergessenheit. Zwar haben sich keine antiken Beispiele erhalten, doch wird sich heute bei den einfachen Handschleudern außer der Nutzungsmöglichkeit synthetischer Fasern nichts an der zweckgebundenen Form verändert haben. Ein aktuelles Modell besitzt beispielsweise insgesamt eine Länge von 170 cm. Zum Schleudern wird das mit einer Schlaufe versehene Schnurende fest um den Daumen gelegt, während das andere Ende zunächst in der geschlossenen Hand liegt. Ist die Schleuderkugel in die taschenartige Verbreiterung in der Mitte gelegt, wird nach ein paar horizontalen Drehungen oberhalb des Kopfes das Ziel anvisiert und die Hand geöffnet, womit die Freigabe der Kugel erfolgt. Das Gerät verbleibt dank der Daumenschlaufe beim Schleuderer oder bei der Schleuderin. Obwohl man selbst bei ersten Versuchen Reichweiten um die 50 m erhält, wird zur perfekten Ausübung sicher längere Zeit benötigt. In Europa kann man sich dazu in entsprechenden Clubs bei Meisterschaften messen. Seine lebensgefährliche Wirkung damals wie heute kann man allerdings auch aktuell auf Bildern von Straßenkämpfen im Nahen Osten in grausamer Weise erleben.

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