Kalkar-Appeldorn. Römische Emailbügelfibeln aus einem Grab der zweiten Hälfte des 2. Jahrhundert n. Chr. Foto: Jürgen Vogel/LVR-LandesMuseum Bonn
Kalkar-Appeldorn. Das freigelegte Grab mit der Leichenbrandkonzentration in der Grabmitte und den Gefäßbeigaben an beiden Enden vor den rahmenden Ziegeln. Foto: Dora Telekesi/ArchaeoNet GbR
Eine römerzeitliche Bestattung aus Kalkar
Vor dem Bau einer Fernleitung in Kalkar-Appeldorn wurden bei Ausgrabungen sechs Gräber freigelegt. Die Gräber lagen nah beieinander, nicht weit entfernt von der römischen Fernstraße nach Xanten. Eine zugehörige Siedlung ist bislang nicht bekannt. Die hier ausgestellten Funde stammen aus einer dieser Bestattungen, die in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts angelegt wurde. Die Ausstattung ist zwar nicht reichhaltig, aber es kamen besondere Objekte zum Vorschein.
Das 2 m lange und fast 90 cm breite Grab wies an beiden Enden römische Dachziegel, tegulae, auf, die ungefähr 30 cm vom Grubenrand entfernt aufrecht aufgestellt waren und die Beisetzung samt Beigaben rahmten.
Etwa mittig im Grab war der Leichenbrand deponiert worden. Die konzentrierte Lage, eingefasst von Nägeln in rechteckiger Anordnung und eine deutliche Verfärbung machen eine Holzkiste als ehemaliges Behältnis für die menschlichen Überreste wahrscheinlich. Die Gefäßbeigaben standen bei den Ziegeln. So hatten die Angehörigen im Nordwesten einen weiß- und einen rottonigen Krug platziert. Beide Gefäße sind stark zerscherbt, Rand und Hals fehlen. Im Südosten waren ein 21 cm hoher, heller Krug und ein kleiner Trinkbecher aus Firnisware beigegeben, die hingegen vollständig erhalten sind.
Als besonderer Fund ist das Bruchstück eines Spiegels anzusehen, der südwestlich der Holzkiste mit dem Leichenbrand niedergelegt worden war. Die bleierne Umfassung war aufwändig mit Punkten, Wellenbändern und V-Mustern verziert. Auch ein Teil des konkaven Glases, das ursprünglich mit einer Bleifolie hinterlegt war, ist erhalten. Hervorzuheben sind auch die beiden Fibeln (Gewandschließen, aus Buntmetall mit orangefarbenen Emaille-Einlagen, die neben dem Spiegel lagen. Diese sogenannten Hülsenscharnierfibeln sind etwa 3 cm lang und als identisches Paar gearbeitet. Das rechteckige emaillierte Feld ist durch ein Wellenband unterteilt und wird beidseits von Kerbleisten flankiert, es endet in einem profilierten Fortsatz. Zusammen mit dem Spiegel deuten die Fibeln auf die Bestattung einer Frau hin.
Anette Grinda
Das Inventar eines zeitgleichen Grabes aus Kalkar-Appeldorn und weitere sehenswerte Neufunde werden in der Ausstellung „Archäologie im Rheinland 2024“ im 1. OG des LVR-LandesMuseums Bonn gezeigt. Die Ausstellung ist vom 04.02. bis 30.03.2025 zu sehen.