Mitteleisenzeitlicher Mahlstein-Unterlieger einer Schiebemühle, ein sog. Napoleonshut (Foto: Jürgen Vogel/LVR-Landesmuseum Bonn).
Nutzung einer Schiebemühle bei einer Vorführung von „Past Present Promotions“ im Eisenzeitgehöft der Außenstelle Titz des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland (Foto: Christian Peitz).
Ein eisenzeitlicher Mahlstein aus Zülpich
Bei einer Baumaßnahme in Zülpich kam im Kanalgraben überraschend ein gut erhaltener Mahlstein-Unterlieger bzw. Lagerstein einer Schiebemühle aus der mittleren Eisenzeit, 600–400 v. Chr., zutage. Er wurde aus Basaltlava vom Mittelrhein gefertigt. Aufgrund der Form werden diese Mahlsteine als Napoloeonshüte bezeichnet.
Auf dem Unterlieger wurden die Getreidekörner mit einem sogenannten Läufer, einem kleineren Mahlstein, zu Schrot oder feinem Mehl gerieben. Nutzungsspuren davon sind auf unserem Fund deutlich an der sattelförmig ausgeriebenen Mahlfläche auf der Oberseite erkennbar. Der randliche Absatz zeigt die ehemalige Oberfläche an und gibt einen Eindruck davon, wie tief die Mahlfläche bereits abgerieben ist.
Mahlsteine dieser Art gehörten als fester Bestandteil zu jedem Haushalt in dieser Zeit. Auf ihnen wurde das täglich benötigte Korn gemahlen, um zu Brei oder Brot verarbeitet zu werden. Im Rheinland waren vor allem Spelzgerste, Emmer und Dinkel in der mittleren Eisenzeit beliebt.
Auch dieser Mahlstein-Unterlieger gehörte ursprünglich zum Inventar eines ländlichen Einzelgehöftes. Dies belegen Siedlungsspuren, die bereits in mehreren Grundstücken vor Ort bei Baumaßnahmen beobachtet wurden. Bei einer solchen muss das Stück wohl aus seinem ursprünglichen Siedlungszusammenhang gerissen worden und mit dem Aushub in die Verfüllung des Kanalgrabens gelangt sein. Dort wurde es beim Verlegen eines Hausanschlusses erneut vom Bagger freigelegt und von Mitarbeitenden des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland bei der Baustellenbeobachtung geborgen. Der dazugehörige Läuferstein ist bisher nicht aufgetaucht.
Petra Tutlies