Spätbronzezeitliche Tüllenbeilklinge aus Erftstadt-Friesheim (Foto: Jürgen Vogel/LVR-LandesMuseum Bonn).
Das gut erhaltene, 71 cm lange Tüllenbeil aus Must Farm in Whittlesey bei Peterborough (Grafschaft Cambridgeshire, England) gibt einen Eindruck vom Aussehen eines solchen spätbronzezeitlichen Beils (Foto: © Cambridge Archaeological Unit).
Eine spätbronzezeitliche Beilklinge aus Erftstadt-Friesheim
Auf einer Ackerfläche bei Friesheim fand Heinz Engels, ein Sondengänger mit denkmalrechtlicher Genehmigung, eine stark zerstörte Beilklinge aus einer Kupferlegierung (Abb. 1). Das Stück ist 8,3 cm lang und hat eine Wandstärke von max. 6 mm. Die Tülle, die röhrenförmige Öffnung zur Aufnahme der Schäftung, ist auf der Unterseite aufgerissen, die kleine Öse ausgebrochen und die Schneidenpartie des Stücks durch Hitze angeschmolzen. Dank der Verzierung mit Rippen um den Tüllenmund und einem V-Muster darunter lässt sich das Stück gut datieren. Sie ist typisch für mitteleuropäische Beilklingen der jüngeren Phase der Urnenfelderzeit (Hallstatt B), also der Zeit von 1.000–800 v. Chr.
Zeitgleiche Funde konnte der Sucher in der Umgebung des Stücks nicht bergen, so dass es als klassischer Einzelfund betrachtet werden muss. Dennoch lässt unser Stück auch ohne Fundzusammenhang einige Rückschlüsse zu: Zunächst wurde es als Klinge eines geschäfteten Tüllenbeils genutzt, vergleichbar dem hervorragend erhaltenen Exemplar aus Must Farm (siehe Foto, mehr Infos hier). Die Beilklinge wurde durch übermäßige Nutzung unbrauchbar, worauf die aufgerissene Tülle schließen lässt. Sie sollte dann möglicherweise eingeschmolzen werden, um das Metall vielleicht in neuer Form und Funktion zu recyceln. Der bronzene Rohstoff dieser Altklinge stellte in der ausgehenden Bronzezeit einen nicht zu unterschätzenden Wert dar.
Nur anderthalb Kilometer in nordwestliche Richtung entfernt liegt das zeitgleiche Gräberfeld von Erp an einer sicherlich überregional genutzten Verkehrstrasse, die wohl auch in geringer Entfernung an dem Auffindungsort des Beils vorbeilief. Da Händler und Bronzegießer auch wanderten, um ihren Beruf auszuüben, ist zu erwägen, ob unser Stück vielleicht zusammen mit weiteren einzuschmelzenden Altmetallen an diesem Verkehrsweg deponiert wurde, um später wieder geborgen und recycelt zu werden. Warum unsere Beilklinge der Wiederverwertung entgangen ist, wissen wir nicht.
Petra Tutlies