Mit Leichenbrand gefüllte Urne aus dem Gräberfeld von Düren-Merken vor der Freipräparierung im LVR-Landesmuseum Bonn (Foto: Hans-Georg Hartke/LVR-Landesmuseum Bonn)
Der Zeitabschnitt der Spätbronzezeit und der frühen Eisenzeit (ca. 1200 – 700 v. Chr.) ist eine Periode großer gesellschaftlicher Entwicklungen. Im Rheinland ist diese Epoche bislang vor allem unter datierungsrelevanten Gesichtspunkten und in Bezug auf ihre kulturelle Einordnung untersucht worden.
Die Erforschung der Sozialstrukturen und deren Wandel, die sich am besten anhand von Grabbrauch und Bestattungssitten erschließen, ist dagegen kaum erfolgt und stellt ein Forschungsdesiderat dar, welches im Rahmen des Projektes erstmalig bearbeitet wird. In einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Archäologie und Anthropologie werden die Grabformen und –ausstattungen mit den Daten zu Alter und Geschlecht der Verstorbenen verglichen und in Bezug gesetzt. Die anthropologische Analyse der verbrannten Knochenreste führt Dr. Birgit Großkopf (Universität Göttingen) nach morphologischen und mikroskopisch-histologischen Methoden durch. Die Zusammenstellung der archäologischen und anthropologischen Forschungsergebnisse erlaubt nicht nur eine Rekonstruktion des Totenkultes und der Jenseitsvorstellungen, sondern ermöglicht auch Rückschlüsse auf die Lebenswelt der spätbronze- und früheisenzeitlichen Gesellschaft.
Urne mit freipräparierten Beigefäßen während der Leichenbrandentnahme (Foto: Hans-Georg Hartke, LVR-LandesMuseum Bonn)
Als Materialgrundlage dient das Brandgräberfeld von Merken bei Düren, einer der größten bekannten metallzeitlichen Friedhöfe der Region, der zusätzlich erstmals vollständig vorgelegt wird. Weiterhin werden 26 kleinere Fundplätze aus der südlichen Lösszone analysiert und neu bearbeitet. Um möglichst viele Aspekte der Bestattungsriten beleuchten zu können und den schwierigen Erhaltungsbedingungen in den rheinischen Lössbörden gerecht zu werden, sollen die Ergebnisse der neu untersuchten Gräberfelder mit denen von fünf bereits an anderer Stelle publizierten Vergleichsgräberfeldern in Zusammenhang gesetzt werden. Insgesamt bilden somit rund 800 Gräber die Datenbasis für die Erforschung der Bestattungssitten am südlichen Niederrhein.
Das Projekt wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Die Urnen auf dem Gräberfeld von Düren-Merken waren zumeist mit einer übergestülpten Deckschale abgedeckt. (Foto: Julia Rücker, LVR-ABR)
Ansprechpartnerin:
Dr. Julia Rücker
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland