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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats Januar 2025

„Schlafend“ ins Jenseits

Becher, Dolch und Messer aus einem jungsteinzeitlichen Grab

Bei einer archäologischen Maßnahme in Euskirchen-Großbüllesheim wurde ein Grab aus der ausgehenden Jungsteinzeit entdeckt. Es lag nur 40 m östlich von einem gut vergleichbaren ersten Grabfund aus dem Jahr 2015.

Von dem einstigen Hügelgrab blieben der umgebende Kreisgraben mit einem Außendurchmesser von 6,90 m erhalten sowie die noch bis zu 55 cm tiefe Grabgrube mit sichtbaren Verfärbungen der ehemals darin eingebauten hölzernen Grabkammer. Die nahezu exakt West–Ost ausgerichtete Kammer von 1,85 × 1,13 m Größe hatte man rundum mit stark kieshaltigem Sediment angeschüttet. Sie brach später auf drei Seiten ein.

Von der Bestatteten fanden sich nur noch die Schmelzkappen der Zähne, ihr Körper zeichnete sich schemenhaft als Leichenschatten ab: Sie war „schlafend“ in seitlicher Hockerlage, mit Kopf im Osten und Blickrichtung nach Süden beigesetzt worden – charakteristisch für Frauenbestattungen aus der sog. schnurkeramischen Kultur. Benannt ist diese nach der typischen Gefäßverzierung, die mit einer Schnur umlaufend um die Gefäße in den Ton eingedrückt wurde.

Dass es aber nicht nur die namengebende Schnurverzierung gab, sondern auch andere Muster belegt der im Fußbereich niedergestellte Becher aus Ton. Das relativ breite Exemplar ist bis über den Bauchumbruch mit einem eingestochenen Fischgrätmuster verziert. Das häufiger belegte Muster ist, wenngleich in abweichender Technik, umlaufend wie eine Schnurverzierung angelegt. Der Becher datiert wohl in die Mitte des 3. vorchristlichen Jahrtausends. Vor dem Bauchbereich der Toten lag die Klinge eínes Spandolches aus dem typisch honiggelben Grand Pressigny-Feuerstein, einer Abbaustätte in Frankreich; hinter dem Rücken befand sich eine Messerklinge aus Flint. Sowohl die Dolch- als auch die Messerklinge waren ursprünglich geschäftet, verfügten also über Griffe aus organischem Material, wahrscheinlich Holz, was sich über die Jahrtausende nicht erhalten hat.

Derartige Dolche aus Grand-Pressigny-Feuerstein treten meist mit Bechern mit Schnurverzierung oder Fischgrätmustern als Beigabe in Männergräbern auf, die in Mitteleuropa in der Zeit zwischen 2800–2300 v. Chr. meist als Einzelbestattungen unter Grabhügeln angelegt wurden.

Petra Tutlies und Thomas Albert