Im Vorfeld des Braunkohlentagebaus Garzweiler I wurde kurz vor der Abbaggerung die mit 11 Häusern bislang größte Siedlung aus der mittleren Jungsteinzeit im Rheinland entdeckt und ausgegraben. Sie datiert in die Großgartacher (4.900 – 4.800 v. Chr.) und die darauf folgende Rössener Kultur (4.800.–.4.600 v. Chr.).
Ein außergewöhnlicher Befund ist eine flachmuldenförmige Grube von etwa 80 Zentimetern Durchmesser innerhalb eines Hauses, gefüllt mit großen, thermisch gebrochenen Quarziten, die als Gar- oder Kochgrube zu deuten ist. Ein Teil der Steine bestand aus wiederverwendeten Bruchstücken von Mahlsteinen, die alle Spuren von Verbrennung zeigen.
Zwei Arten des Kochens in der Kochgrube sind vorstellbar: Zum einen konnte ein „Ledertopf“ in der Grube befestigt werden. Im Feuer erhitzte Steine, wurden dann in diesen gelegt, um eine Flüssigkeit darin zu erhitzen, ähnlich einem Tauchsieder.
Zum anderen garte man das in Blättern, Kräutern oder Gras eingepackte Kochgut zusammen mit den erhitzten Steinen in der abgedeckten Grube. Vergleichbare Befunde sind auch von alt- und mittelneolithischen Fundplätzen bekannt.
Ethnographische Parallelen gibt es beim Volk der Dani aus Neuguinea, das noch heute in der Tradition steinzeitlicher Ackerbauern lebt und beim „Schweinekochfest” vergleichbare Kochgruben nutzt. Auch die Dayak aus Borneo wenden diese Garmethode an.
In Europa ist diese Tradition ebenfalls lebendig, so gart man in Lappland heute noch gerne Lachs, umwickelt mit Birkenrinde, in einer Kochgrube. Aber auch im Survivalbereich und im Rahmen von archäologischen Experimenten und Vorführungen kommen Kochgruben zum Einsatz.