In der Aachener Altstadt wurde 2016 bei Kanalsanierungsarbeiten eine sensationelle Entdeckung gemacht: ein Weihebezirk der Benefiziarier. Diese höhergestellten römischen Soldaten übten Verwaltungsaufgaben aus oder dienten im Stab des Statthalters.
Im Aachener Kultbezirk zeugen die am Aufstellungsort verbliebenen Sockel von mindestens neun Weihealtären. Ein Altar stand noch am Originalplatz, ein zweiter war umgestürzt. In den umgebenden Schichten kamen zahlreiche Fragmente weiterer Altäre zutage. Die beiden gut erhaltenen Inschriften berichten von Benefiziariern als Weihende.
Bereits 1896 fanden sich an fast gleicher Stelle beim Bau des jetzt zu sanierenden Kanals eine Benefiziarierweihung und weitere Altarfragmente. Durch die Neufunde besteht kein Zweifel daran, dass hier nach Obernburg am Main und Osterburken der erst dritte Benefiziarierweihebezirk in Deutschland und gleichzeitig der erste in der Provinz Niedergermanien lokalisiert wurde. Im gesamten Imperium Romanum kennt man nur noch einen weiteren solchen Weihebezirk in Sirmium (Serbien).
Übersetzt lautet die Inschrift: Dem Jupiter Optimus Maximus und dem Genius des Konsuls Iulius Severus durch den Benefiziarier Atticius Severus gestiftet. Durch die Nennung des niedergermanischen Statthalters Iulius Severus kann diese Weihung in die Zeit zwischen 142 und 150 n. Chr. datiert werden. Es dürfte somit eine der ältesten Benefiziarierweihungen aus Germanien sein. Der auf der zweiten Weihung genannte Benefiziarier Lucius Iucundinius Mas(x)imus ist vermutlich ein bereits aus Remagen bekannten Benefiziarier. Die dortige Weihung wird in die Mitte des 3. Jahrhunderts datiert. Dadurch ist die Nutzung des Aachener Weihebezirks über mehrere Generationen hinweg gesichert. Um die Mitte des 4. Jahrhunderts wurden Teile des Weihebezirks durch ein luxuriös mit Marmor ausgestattetes Gebäude überbaut. Wo sich die Benefiziarierstation befand, ist unbekannt.
Der Weihestein aus Aachen ist im Monat Februar 2017 und anschließend noch bis zum 19. März 2017 als „Fund des Monats“ in der Sonderpräsentation zur Archäologischen Jahrestagung im LVR-LandesMuseum Bonn zu sehen. Dort wird auch der zweite, unvollständig erhaltene Weihealtar gezeigt.
Foto: Andreas Schaub, Stadt Aachen