LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Säureflaschenstöpsel von der Alaunhütte I

Fund des Monats März 2017

Auf den Höhen des Ennert, des nördlichen Ausläufers des Siebengebirges östlich von Bonn, befand sich im 19. Jahrhundert ein bedeutendes Industrierevier, dessen Spuren heute fast vollständig unter Wald verschwunden sind. Es entstand, als Leopold Bleibtreu um 1800 entdeckte, dass sich aus der hier anstehenden Braunkohle Alaun gewinnen ließ. Dieses schwefelsaure Doppelsalz war ein wichtiger Grundstoff in der Textilfärberei und Gerberei.

In einem mehrstufigen und stark umweltbelastenden Verfahren wurde es in drei sogenannten Alaunhütten durch Verschwelen der stark schwefelhaltigen Braunkohle, Auslaugen der Asche und Einkochen der Lauge unter Kalizugabe gewonnen.

Die ab 1806 gegründeten und bis 1879 betriebenen Hütten entwickelten sich nach bescheidenen Anfängen zum größten Alaunproduzenten im Königreich Preußen und verdrängten bald die aus dem Lütticher Raum stammende Importware.

Im Rahmen der archäologischen Untersuchungen dieses Industriereviers durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland wurden nicht nur die obertägigen Relikte dokumentiert, sondern auch ein Siedeofen in der Haupthalle der „Hütte I“ sowie Teile von Auslaugbecken durch kleine Grabungsschnitte freigelegt. Im Umfeld dieser Becken wurden mehrere Stöpsel aus Steinzeug gefunden, die in zeitgenössischen Töpfereikatalogen als Verschlüsse für „Säureflaschen“ angeboten wurden. Die Stopfen, die während der Endphase der Produktion offensichtlich in großen Stückzahlen vorhanden waren, wurden vermutlich als Flaschenverschlüsse für das zugekaufte Kali verwendet. Darauf deutet eine gelegentlich anhaftende teerartige Dichtungsmasse hin.

Die Stöpsel sind als Fund des Monats im März 2017 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn zu besichtigen.

Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

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