Ein Fanfarenfragment aus Abentheuer
Eine Rekonstruktion der Fanfare anhand des gefundenen Fragmentes.
Manchmal schlummern selbst besondere archäologische Funde unerkannt im Magazin eines Museums. So war es auch im Falle der bereits 1854 entdeckten Teile von Carnyx-Blasinstrumenten der jüngeren Latènezeit (2. / 1. Jahrhundert v. Chr.) Der Fundort ist Abentheuer, Landkreis Birkenfeld, Rheinland-Pfalz.
Die Trompetenstücke aus Bronze stammen wahrscheinlich aus einem Depot- oder Versteckfund. 1874 konnten sie für den Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande erworben werden und befinden sich seither im Bestand des LVR-LandesMuseums Bonn.
Neue Untersuchungen durch H. Becker und H.-E. Joachim erhellen nun die Herstellungsgeschichte und kulturelle Einordnung dieser mysteriösen und sehr seltenen Funde.
Röntgenuntersuchungen und Materialanalysen belegen verschiedene Arbeitsschritte. So goss man die beiden Bronzeblätter zunächst als Blech und schmiedete sie danach von der Mittelrinne zu den Rändern hin kalt aus. Die Tülle schmiedete man aus einem gegossenen Blechstreifen zu einem Rohr und verlötete sie entlang der Naht.
Sowohl die unterschiedlichen Größen als auch die abweichende Zusammensetzung der Legierungen sprechen dafür, dass die beiden Blätter und das Rohr wahrscheinlich sogar zwei dieser Instrumente repräsentieren.
Die besten Parallelen zu den ausgestellten Bronzeblättern finden sich in der französischen Fundstelle Tintignac (siehe Abbildung). Hier kamen Teile von sieben carnyces zutage, und zwar mit Mündungen in Gestalt von Wildschweinköpfen und bei einem Exemplar mit Schlangenkopföffnung.
Ob die Stücke aus Abentheuer rituell niedergelegt oder einer hochstehenden Persönlichkeit mit in ein Grab gegeben wurden, kann aufgrund der unzureichenden Informationen aus alter Grabung nicht mehr entschieden werden.
Die Fanfarenfragmente können im Monat Mai 2017 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn besichtigt werden.
Fotos: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn