LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Schatz im Schutt

Fund des Monats September 2017

Im Vorfeld des Braunkohleabbaus (Tagebau Garzweiler) wurde das ehemalige Rittergut Haus Palant in Erkelenz-Borschemich ausgegraben. Aus dessen Historie war bekannt, dass es 1886 gleich zweimal im Zuge der Wirren des Truchsessischen Krieges (1583-1588) überfallen, geplündert und teilzerstört wurde. So war es nicht verwunderlich, dass während der archäologischen Untersuchungen im Graben, der das Herrenhaus umgab, Spuren und Funde dieser zerstörerischen Ereignisse entdeckt wurden. Auch das hier gezeigte Silberdöschen lag in einer solchen Zerstörungsschicht.

Der zylindrische Corpus des leer vorgefundenen Döschens ist in der Mitte geteilt, so dass sich die obere Hälfte als Deckel abnehmen lässt. Auf dessen Oberseite ist eine Umschrift mit Lebensmotto in französischer Sprache, die Jahreszahl, der Name des adeligen Besitzers sowie ein vereinfachtes Wappen derer von Palant innerhalb floraler Flächenzier eingraviert:

REPOS · NE · C[H]ERCHE(?) · ICI · SWAEN · DE · PALLANT · 1573

(Übersetzung: Ruhe nicht, suche(?) hier; ??? von Palant)

Die Lesung des dritten Wortes ist unsicher. Mehrfache Korrekturen belegen hier orthografische Schwierigkeiten des Graveurs. Zudem ist die Bedeutung des niederländischen Wortes „Swaen“ (Schwan) in diesem Zusammenhang nicht ganz klar; es könnte hier im Sinne von „Jüngling“ zu verstehen sein.

Auftraggeber zur Anfertigung des Döschens dürfte Franz Diederich von Palant zu Breitenbend (1530–1600) gewesen sein. Vielleicht war es ein Geschenk für seinen damals 13 Jahre alten Sohn Christoph, der 1584 auf Haus Palant einheiratete und somit zum Zeitpunkt der Zerstörung seit zwei Jahre dort lebte. Über diese Ehe und den daraus hervorgehenden Sohn - ebenfalls namens Franz Dietrich - gelangte das Anwesen schließlich an die namensgebende Familie von Palant.

Das silberne Döschen ist im Monat September 2017 im LVR-LandesMuseum Bonn als Fund des Monats ausgestellt.

Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

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