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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats April 2022

Transportverpackung der Antike

Bei Ausgrabungen im Vorfeld einer Neubaumaßnahme in der Bonner Altstadt entdeckten Archäolog*innen einen römischen Erdkeller mit Gefäßen, darunter 15 Amphoren. In diesen antiken Einweg-Behältnissen wurden Wein, Defructum (Obstmost), eingelegte Oliven, Öl und Garum (Fischsauce) transportiert. Eine solche Sauce enthielt auch der Fund des Monats April.

Die in der römischen Küche äußerst beliebte Würzsauce wurde durch Fermentieren ganzer Fische in Salzlake gewonnen. Als beliebte Zutat wurde Garum vom Mittelmeer ins gesamte Römische Reich exportiert. Zur Aufbewahrung und zum Transport dienten unterschiedliche Amphoren. Der hier gezeigte Amphorentyp stammt hauptsächlich aus Töpfereien im heutigen Südspanien, an der andalusischen Küste und an der Westküste Marokkos. Diese Töpferwerkstätten waren auf die Herstellung der gefragten Transportbehälter spezialisiert.

Nicht nur diese, sondern mindestens fünf weitere Amphoren aus dem Keller enthielten Garum, vier hatten einst Olivenöl transportiert, zwei eingelegte Oliven und eine Wein, bei zwei Amphoren ist der Inhalt unbekannt. Herbei diente das Olivenöl nicht nur als Nahrungsmittel, sondern kam für medizinische Zwecke und zur Körperpflege zum Einsatz. Zudem nutze man es zur Lederpflege und als Rostschutzmittel zum Polieren von Metall. Die vier großen kugelförmigen Amphoren für Olivenöl aus dem Bonner Erdkeller wurden vom 1. bis ins 3. Jahrhundert in der römischen Provinz Baetica (Spanien) hergestellt und in sehr großer Zahl rund um das westliche Mittelmeer und in die nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches exportiert. Eine der Ölamphoren wurde halbiert und anderweitig verwendet.

Neben den Amphoren kamen im Keller auch Reibschüsseln, Kochtöpfe, Tischgeschirr aus sogenannter Terra Sigillata sowie Öllämpchen zutage. Alles in Allem die Grundausstattung einer typischen römischen Küche, die gut mit Zutaten aus der Mittelmeerregion versorgt war. Die in die erste Hälfte des 1. Jahrhundert n. Chr. zu datierenden Funde bezeugen einen frühen Handel zwischen der Mittelmeerregion und dem römischen Bonn. Die Besitzer*innen der Waren wollten ganz offensichtlich nicht auf die römische Lebensweise verzichten.

Neben dem Fund des Monats ist eine weitere Auswahl der Amphoren in zwei Hochvitrinen im Eingangsbereich des Museums ausgestellt.