Zwei Spaten des eisenzeitlichen Bergbaus?
Bereits vor über 100 Jahren wurden am Lüderich bei Rösrath Werkzeuge von Bergleuten entdeckt, sogenannte Gezähe. Die Funde waren vermutlich zwischen den 1890er und 1920er Jahren unter Tage aus Hohlräumen geborgen worden, die aus älteren Bergbautätigkeiten stammen. Später wurden die Objekte dem damaligen Bensberger Heimatmuseum übergeben, das 1928 auf Initiative eines Bensberger Bürgervereins gegründet wurde. Die ehemalige Grube Lüderich befindet sich zwischen Rösrath und Overath und wurde als letzte Grube im ehemaligen Bensberger Erzrevier 1978 geschlossen.
Über das konkrete Alter der Gezähe gab es aber bislang nur Spekulationen. Das änderte sich, als eine Bulge, ein Ledersack zum Transport des Erzes, und drei Holzobjekte mittels der C14-Methode datiert wurden und ein überraschend hohes Alter erbrachten: Die Objekte stammten aus der Karolingerzeit und dem hohen Mittelalter. Der karolingische Bergbau war nicht die erste Überraschung vom Lüderich, denn durch Ausgrabungen vor 20 Jahren konnten hier der Abbau von Bleierz und die Gewinnung von Silber bereits in der Zeit um Christi Geburt nachgewiesen werden – und das fast 20 km östlich von Köln, außerhalb des römischen Reiches.
Jüngst wurde vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland die Proben zur Altersbestimmung auf 14 Objekte erweitert und der mittelalterliche Schwerpunkt bestätigt. Eine neue Sensation waren eisenzeitliche Datierungen von zwei Holzspaten mit etwa 60 cm Länge. Diese Werkzeuge wurden aus jeweils einem Brett eines radial gespaltenen Eichenstammes gefertigt. Die neuen Datierungen belegen, dass diese Bäume bis mindestens ins 4. oder 1. Jahrhundert v. Chr. wuchsen. Der Fertigungszeitpunkt der Spaten könnte zwar wegen der Langlebigkeit der Eichen auch noch in römischer Zeit liegen, dennoch spricht einiges für eisenzeitlichen Bergbau. Gräber und eine Wallanlage beweisen eine Besiedlung in dieser Zeit. Weiter ist eisenzeitlicher Abbau von Erzen etwa im Siegerland belegt. Und nicht zuletzt sind hölzerne Spaten wie diese an verschiedenen Stellen Europas sowohl im Bergbau als auch in anderem Kontext in der Eisenzeit des Rheinlandes (800 v. Chr. bis um Christi Geburt) bekannt.
Diese Werkzeuge sind Leihgaben des Bergischen Museums für Bergbau, Handwerk und Gewerbe, wo auch weitere Gezähe vom Lüderich aufbewahrt werden.