LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats Juli 2021

Illegal geborgen

Im Jahr 2020 barg ein nicht lizensierter Sondengänger frühmittelalterliche Funde aus einem Acker bei Wesel, die er schließlich über Umwege anonym abgab. Die sicherlich als Grabbeigaben in den Boden gelangten Funde gehören zur Schmuckausstattung von Frauen. Das kostbarste Stück ist die mit Einlagen aus Granat, Glas und Mineralien verzierte goldene Scheibenfibel, die in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts als Mantelverschluss getragen wurde.

Eine in Marseille geprägte Goldmünze zeigt das Brustbild eines Königs: XHILDEBERTVS - Childebertus rex. Gehenkelte Münzen dienten als Anhänger von Halsketten, während der Armreif aus einer Kupferlegierung an der linken Hand getragen wurde. Der Inhalt der silbernen Amulettkapsel, die an einem Gehänge aus Metallgliedern getragen wurde, ist heute vergangen. Wie Vergleichsfunde zeigen, bestand er wohl aus Stoffresten, Pflanzen oder Gewürzen. Die Enden einer Wadenbinden- oder Schuhgarnitur bildeten die beiden Riemenzungen und eine kleine Schnalle. Eine Gürtelschnalle könnte zu einem anderen, etwas jüngeren Grab aus dem späten 7. Jahrhundert bzw. der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts gehören. Die 16 Eisennägel stammen von einem Sarg.

Die Fundzusammensetzung zeigt, dass die Grabbeigaben nicht vollständig geborgen wurden. Üblicherweise gehörten auch noch eine zweite Schuhschnallen-/Wadenbindengarnitur, Metallglieder eines Gehänges, Perlen und Gefäße zur Grabausstattung.

Die Besitzerin der Goldscheibenfibel gehörte zur lokalen Oberschicht. Die unsachgemäße Bergung und fehlende Dokumentation des Fundzusammenhanges machen weitere Aussagen leider unmöglich - viele Informationen über die Trägerin der Goldscheibenfibel und die Grabanlage/n sind verloren gegangen.