LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats März

Seltene Göttin auf der Säule

Im Tagebau Hambach wurden bei Kerpen-Manheim im Rhein-Erft-Kreis in einem römischen Brunnen mehrere Fragmente einer Jupitersäule entdeckt. Die Ausgrabung durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in der Tagebaukante wurde logistisch durch die RWE Power AG unterstützt.

Die weitgehend vollständige Jupitersäule aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. zeigt Darstellungen von mehreren römischen Göttinnen: Juno, Minerva und wahrscheinlich Nemesis-Diana, die Göttin des gerechten Zorns. Sie ist am Wagenrad sowie einem kurzen Gewand zu erkennen und ihre Darstellungen sind weltweit selten. Neben allen anderen charakteristischen Bestandteilen der Säule – von der Plinthe bis zum Kapitell – fanden sich auch Teile des auf der Spitze thronenden Jupiters. Der auf einer Kugel ruhende Fuß des obersten römischen Gottes steht für seinen besonderen Anspruch als Weltenherrscher und wird nur selten dargestellt.

Reste von Jupitersäulen finden sich öfters. In der Regel gelangten diese im 3. bis 4. Jahrhundert in die Brunnenschächte. Sie standen vorher wahrscheinlich im unmittelbaren Umfeld der Brunnen, also vielfach auf dem Hofgelände der römischen Landgüter. Die Datierung der aufgefundenen Keramik belegt in Kerpen-Manheim hingegen eine Nutzung des Brunnens – und der Villa – noch bis in das 5. Jahrhundert. Vielleicht wurde die als heidnisch erachtete Göttersäule im Zuge der Christianisierung absichtlich in die Brunnen gestürzt oder am Ende der Besiedlung durch die letzten Bewohner der Villa kultisch im Brunnen deponiert. Möglich wäre auch eine Zerstörung durch ins Römische Reich einfallende Plünderer.

Sicher ist, dass die Jupitersäule im Falle von Kerpen-Manheim erst knapp 300 Jahre nach ihrer Aufstellung in den Brunnen gelangte. Dies zeigt die im 5. Jahrhundert auf dem Land noch immer stattfindende Verehrung der römischen Gottheiten, nachdem in Köln und andernorts schon längst Kirchen errichtet worden waren. Damit ergibt sich ein seltener Einblick in die religiösen Verhältnisse im Rheinland während des 5. Jahrhunderts.

In jedem Fall verrät die massive steinerne Fassung des Brunnens einen hohen baulichen und logistischen Aufwand. Die tonnenschweren Sandsteine mussten über etliche Kilometer aus der Nordeifel zur Villa transportiert werden: Nahe Kerpen-Manheim wohnte demnach ein wohlhabender Bauherr.