Goldleder für den Priester
Bei Grabungen auf einem ehemaligen Kirchengelände in Düren-Rölsdorf, Kreis Düren, wurden bereits 2017 mehrere neuzeitliche Bestattungen entdeckt. Einer der Verstorbenen war eindeutig als Priester zu identifizieren, da er mitsamt seinen liturgischen Gewändern beigesetzt worden war. Das aus drei Kleidungsstücken bestehende Ornat vom Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts wurde bei Messen und anderen festlichen Anlässen getragen. Die Besonderheit der Stücke liegt in den verarbeiteten Materialien: Anstelle der sonst üblichen Seide wurde hier kunstvoll bearbeitetes Leder verwendet. Die sog. Kasel bildet das Messgewand, die schalähnliche Stola (1) wurde darunter um den Hals getragen, der Manipel (2) war um den linken Unterarm gelegt. Letzterer (von lat. manipulus: Handtuch) diente als zeremonielles Hand- oder Schweißtuch. Die Kasel ist als das größte der drei Objekte im 1. OG in der Ausstellung „Archäologie im Rheinland 2021“ ausgestellt.
Die Bearbeitungstechnik des verwendeten Leders entspricht dem von sog. Goldleder. So war auf der gesamten Lederoberfläche der Kleidungsstücke Blattsilber aufgebracht, das wiederum mit floralen Mustern in Schwarz bemalt und zusätzlich punziert war. Diesem Formenkanon lagen die Stickereien der Seidenkaseln zugrunde. Möglicherweise ist die Lederausführung auf einen Mangel an kostbaren Seidenstoffen oder fehlende finanzielle Mittel zurückzuführen. Dennoch dürfte die optische Wirkung des Ornats den seidenen Vorbildern in keiner Weise nachgestanden haben: Die Lichtbrechung und der Farbkontrast der Bemalung müssen eindrucksvoll gewesen sein.