Im späten 17. und im 18. Jahrhundert wurde in dem kleinen Ort Kervenheim, Kr. Kleve, bemalte Irdenware hergestellt, nachdem Töpfer aus dem benachbarten Issum zugezogen waren. Bei der Mehrzahl der Gefäße handelt es sich um mitunter reich verzierte Teller und flache Schalen. Die bildlichen Darstellungen der von Hand bemalten Keramik zeigen zumeist Vögel oder Tulpen als zentrales Motiv, oft mit dem Jahr der Herstellung, sowie geometrische Muster. Es herrschen dabei leuchtend weiße bis gelbe und grüne Farben auf einem rotbräunlichen Untergrund vor. Häufig wird ein zentrales Motiv durch Kreise, Spiralen oder Wellenbänder eingerahmt. Der Dekor wurde vor dem Glasieren mit dem Malhorn, einem speziellen Gerät zur Keramikdekoration, freihändig aufgetragen.
Seit 1979 begleitet die Arbeitsgruppe „Kervenheimer Keramik“ ehrenamtlich viele Baumaßnahmen, bei denen die Scherben dieser Töpferwaren zutage kommen. Die Gruppe trifft sich regelmäßig, um die leider zumeist zerscherbten Gefäße in mühevoller Arbeit zusammenzusetzen und sie zu dokumentieren. So konnten bis heute mehr als 500 Gefäße beschrieben und im Bild festgehalten werden. Daneben werten Mitglieder der Arbeitsgruppe historische Quellen zu den im Ort tätigen Töpfern und deren Familien aus und versuchen, die hergestellten Töpferwaren den einzelnen sog. Pottbäckern zuzuweisen. Durch die Vermittlung der ehrenamtlichen Mitarbeiter Klaus Oerschkes und Karl-Heinz Pastoors konnten die gesammelten Gefäße 2019 an das LVR-LandesMuseum Bonn übergeben werden.
Das Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie vorbildlich und ertragreich die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen funktionieren kann.