Amor und Psyche – die Darstellung des bekannten antiken Liebespaares ziert die Schmuckplatte eines römischen Goldrings, der im Vorfeld des Braunkohletagebaus in Inden-Pier gefunden wurde. Einander zugewandt und sich zärtlich umarmend sieht man rechts mit locker gekreuzten Beinen den nackten Amor und links Psyche im langen Gewand und mit Schmetterlingsflügeln. Der Köcher mit den Liebespfeilen des Amor am Bildrand und eine Fackel in der Mitte ergänzen die kleine Szene, die die berühmte Erzählung aus den Metamorphosen des römischen Dichters Apuleius (2. Jahrhundert n. Chr.) verbildlicht.
Sie schildert die wechselvolle Liebesgeschichte zwischen der sterblichen Königstochter Psyche und dem Gott Amor, die schließlich mit der Hochzeit des Paares und der Aufnahme Psyches unter die Unsterblichen endet. Ihre Deutung ist in der modernen Forschung umstritten. Da der Name der Psyche das griechische Wort für „Seele“ ist, hat man die Erzählung unter anderem als Allegorie auf die Erlösung der menschlichen Seele durch die Liebe gedeutet. Die in der Antike beliebte Darstellung von Amor und Psyche ist in der römischen Kleinkunst ebenso häufig anzutreffen wie auf römischen Sarkophagen. Zahlreiche römische Skulpturen folgen dem Vorbild einer hellenistischen Figurengruppe.
Die Geschichte des Liebespaares hat auch in der Neuzeit in Literatur und Musik, vor allem aber in der bildenden Kunst weitergewirkt. Viele Gemälde und Skulpturen stellen das Thema dar. Zu den bekanntesten zählen die Skulpturen von Antonio Canova in Paris und Auguste Rodin in St. Petersburg.
Der Goldring aus Inden-Pier, der in das 2./3. Jahrhundert n. Chr. zu datieren ist, dürfte seiner kleinen Ringgröße nach einem Mädchen bzw. einer jungen Frau gehört haben. Die separat gearbeitete Schmuckplatte wurde mit einem Punzstempel geprägt - vergleichbar mit der Herstellung einer Münze - und dann auf der Ringschiene aufgelötet. Ähnliche Ringe mit Amor und Psyche-Motiv sind zum Beispiel aus Trier und Tholey bekannt.