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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Ein römischer Jochaufsatz aus dem Barbaricum

Fund des Monats April 2012

Jochaufsatz in Gestalt eines Ringers
Fundort: Rees-Haffen-Mehr.

Während der Ausgrabung eines germanischen Siedlungsplatzes bei Rees-Haffen-Mehr am rechten Niederrhein kam im Jahr 2001 auch ein von einem römischen Handwerker gefertigtes Bronzeköpfchen ans Tageslicht, das in das „Barbaren-Land" außerhalb des Römischen Reiches gelangt war. Die Hofstelle wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. gegründet und lag unweit des Rheins gegenüber dem römischen Kastell Burginatium; das römische Imperium lag in Sichtweite. Neben römischen Bronzegegenständen wurde auch römische Keramik von den germanischen Bewohnern genutzt. Die große Menge an einheimischer germanischer Keramik und die Form der aus Holz erbauten Häuser zeigt jedoch, dass die römische Kultur im Alltagsleben wohl keine Rolle spielte. Bei dem Köpfchen mit angegossener massiver Öse in Form eines Rings handelt es sich um einen Jochaufsatz in Gestalt einer kahl geschorenen kräftigen Männerbüste. Eine einzelne Haarsträhne am Hinterkopf kennzeichnet den Mann als Athleten, wohl einen Ringer. Eine ganze Anzahl ganz ähnlicher Stücke fand sich vor allem im nordöstlichen Gallien, dem heutigen Frankreich, und den Provinzen Ober- und Niedergermanien westlich des Rheins. Mindestens fünf gleichartige Stücke wurden jedoch auch weit außerhalb des Römischen Reiches in der Germania Magna entdeckt. Der am weitesten entfernte Fundort liegt im heutigen Polen. Ob diese dekorativen Objekte als Bestandteil von Gespannen, als Handelsware, „Mitbringsel" oder auch Beutegut in die Regionen östlich des Rheins gelangt sind, lässt sich heute nicht mehr entscheiden.

Im Fall des Jochaufsatzes von Rees-Haffen-Mehr bietet sich eine sehr profane Deutung an: Im Umkreis des Fundorts innerhalb der Hofstelle fanden sich einige weitere römische Bronzeobjekte, die wohl als Altmetall gesammelt und zum Einschmelzen bestimmt waren. Buntmetallschlacken und der Nachweis von Gusstiegeln zeigen deutlich, dass hier ein germanischer Metallhandwerker Bronzeschrott weiterverarbeitet hat; möglicherweise war auch das Köpfchen schlicht für den Schmelztiegel bestimmt.

Der Fund des Monats wird vom 1. bis 30. April im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn gezeigt.

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