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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Römische Schnellwaage aus Bronze gefunden

Fund des Monats April 2013

Archäologische Untersuchungen an der Willy-Brandt-Allee in Bonn erbrachten 2010 einen fast kompletten, römischen Töpfereibetrieb des 1. und 2. Jahrhunderts n.Chr. Rekonstruieren ließen sich Wohn- und Produktionsräume sowie insgesamt zwölf Töpferöfen.

Im Verfüllungsmaterial eines dieser Öfen, dessen Hauptproduktionszeit im 2. Jahrhundert lag, fand sich eine Rarität – eine vollständige, bronzene Schnellwaage. Waagen dieses Typs sind noch heute im Mittelmeerraum gebräuchlich. Ein Haken, an dem die nur 14,3 cm lange Waage aufgehängt wird, gliedert den Waagebalken in zwei ungleich lange Hebelarme. Am Ende des kürzeren Arms befindet sich das Lastgeschirr in Form eines rhombischen Gegengewichts mit einem Ring und zwei Haken, die das zu wiegende Gut tragen. Am längeren Hebelarm hält eine Öse ein bewegliches Laufgewicht. Kerben am Hebelarm markieren eine Gewichtsskala mit Zahlenzeichen.

Um das Gewicht des zu wiegenden Gutes feststellen zu können, wird das Laufgewicht so lange entlang der Skala hin- und her bewegt, bis das Gleichgewicht hergestellt ist. Mit Hilfe von Zahlenzeichen kann an der Skala das Gewicht abgelesen werden.

Die zierliche Waage verfügt über zwei Aufhängehaken. Für jeden Haken ist am Waagebalken eine separate Messskala eingekerbt. Je nach gewählter Aufhängung ergeben sich so zwei verschiedene Wägebereiche. Mit dieser Schnellwaage konnten sowohl Güter von 0 bis 1,5 römische librae (0 – ca. 490 g) als auch von 1,5 librae bis 7 librae (ca. 490 g – ca. 2275 g) gewogen werden. Welche Güter mit diesem Instrument gewogen wurden und warum sie im Bereich eines Töpferofens gefunden wurde, bleibt ein Geheimnis.

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