Archäologische Funde aus Eisen sind in der Regel bis zur Unkenntlichkeit korrodiert, so dass vor einer Restaurierung meist nur Röntgenaufnahmen ihre ursprüngliche Form und Funktion erahnen lassen. Umso erstaunlicher ist die außergewöhnlich gute Erhaltung eines früheisenzeitlichen Toilettegerätes aus einem Brandgrab aus Düren-Merken (Ha C/D, ca. 700 – 600 v. Chr.). Sein hervorragender Erhaltungszustand und die ungewöhnliche violette Patina deuten darauf hin, dass der äußere Bereich des Eisens möglicherweise sekundär durch den Kontakt mit Holzkohle während der Verbrennung auf dem Scheiterhaufen stahlartig veredelte (Aufkohlen)und so gegen Korrosion geschützt war.
Auch eine geschlossene feuchte Lagerung unter Luftabschluss (Faulschlamm) kann eine derartig gute Erhaltung fördern. Sie findet sich zumeist bei archäologischen Relikten, die aus einem Brunnen stammen, und ist im Grabzusammenhang eher ungewöhnlich. Das sehr qualitätvoll gearbeitete 9 cm lange Gerät lag in einer Urne, die von einer darübergestülpten Deckschale abgedeckt war und in einer Grabgrube stand. Die Grube war mit der Aschepackung des ehemaligen Scheiterhaufens ausgefüllt. Diese Art der Bestattung ist charakteristisch für die frühe Eisenzeit im Rheinland. Aus der Aschepackung der Grabgrube wurden zusätzlich geschmolzene Bronzekügelchen geborgen, was die ungewöhnlich reiche Beigabenausstattung des Toten weiter verdeutlicht, da die meisten zeitgleichen Bestattungen eher metallarm sind.
Ausweislich der anthropologischen Untersuchungen war in dem Brandgrab ein junger Mann bestattet. Letzteres unterstreicht die Vermutung, dass das stabartige zweizinkige Gerät, dessen genaue Funktion im Dunkeln bleiben muss, zum Toilettebesteck von Männern gehörte. Einige der insgesamt sehr wenigen Vergleichsfunde aus dem Rheinland sind mit Pinzetten vergesellschaftet und werden als Utensilien zur Körperpflege interpretiert. Dabei wird eine Deutung als Hautkratzer, Nagelreiniger oder Ohrlöffel bzw. Ohrkratzer in Betracht gezogen.
Das Toilettegerät besaß aufgrund seiner qualitätvollen Verzierung mit einer wendelhalsartigen Torsion auch eine Schmuckfunktion. Sein ringartig aufgerolltes Ende diente dazu, mit anderen Gerätschaften an einem Ring, möglicherweise am Gürtel getragen zu werden. Es gehörte zur persönlichen Ausstattung des Verstorbenen, die zu dieser Zeit sicherlich etwas Besonderes war und wohl seine herausgehobene soziale Position zeigt.
Der Fund des Monats wird vom 1. bis 31. August 2012 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn gezeigt.