LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats August 2023

Die Nekropole am Bonner Legionslager

In Bonn-Castell wurde nur ca. 85 m westlich der Südwestecke des um 43 n. Chr. errichteten Bonner Legionslagers das zugehörige Gräberfeld im Vorfeld einer Baumaßnahme angeschnitten. Bereits seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. hatte man hier beiderseits der nach Köln führenden Limesstraße bestattet. Bei der Ausgrabung durch die Fachfirma ABS Gesellschaft für Archäologische Baugrund-Sanierung mbH konnten auf der 420 m² großen Untersuchungsfläche u. a. 26 Körperbestattungen in gestreckter Rückenlage untersucht werden. Neun Körpergräber enthielten keine Beigaben. Fünf Bestattungen waren aufgrund der wenigen Beigaben nur allgemein ins 3.‒5. Jahrhundert zu datieren. Fünf der restlichen zwölf Gräber ließen sich aufgrund von Beigaben dem 4. Jahrhundert zuordnen. Unter diesen ist Grab 119 besonders zu erwähnen, das als Fund des Monats August zusammen mit den jüngeren Gräbern 132 und 133 gezeigt wird.

In Grab 119 fand sich neben dem Kopf der Verstorbenen ein Firnisbecher mit Kegelhals, im Halsbereich lagen mehrere Perlen einer Kette und einige Anhänger aus Silberdraht sowie ein tordierter Halsring mit Hakenösenverschluss, wie er vor allem im germanischen Siedlungsgebiet zu finden ist. Als schönstes erhaltenes Objekt konnte bei der vergangenen linken Hand ein goldener Fingerring mit Glaseinlage geborgen werden.

Mit insgesamt sieben Gräbern konnte eine verhältnismäßig hohe Anzahl der Bestattungen dem 5. Jahrhundert zugewiesen werden. Zu diesen zählen die Gräber 92 und 97, die in der Ausstellung „Archäologie im Rheinland – Im Tod untersterblich“ im 3. OG des LVR-LandesMuseum Bonn ausgestellt sind, aber auch Grab 132. Hier fand sich in einer Beigabennische oberhalb des Kopfes ein Geschirrsatz aus Terra-Sigillata-Teller und -Schüssel, Bronzeschüssel sowie Glasflasche und -becher.

Grab 133 enthielt typische Ausstattungsteile eines spätrömischen Militärs mit einer späten sog. Zwiebelknopffibel, einer silbernen Gürtelschnalle und einem herzförmigen, silbernen Riemenbeschlag. Das Grab darf als Hinweis darauf gewertet werden, dass in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts noch reguläre römische Truppen am Rhein ihren Dienst erfüllten; zugleich aber mit den Gräbern 97, 113 und 132 verstärkt Einzelpersonen aus der Germania Aufnahme in die spätrömische Gesellschaft fanden.

Michael Schmauder