LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats August 2024

Spätantiker „Modeschmuck

Ein spätantikes Frauengrab aus Vilvenich

Bevor die kleine Ortschaft Vilvenich zwischen Pier und Merken, Kreis Düren, dem Braunkohlentagebau weichen musste, fanden Ausgrabungen durch die Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland statt. Es galt, die reichen archäologischen Hinterlassenschaften aus römischer Zeit und dem Mittelalter zu bergen und zu dokumentieren. Darunter waren auch die Reste eines römischen Bestattungsplatzes, der an der römischen Straße zwischen Pier und Merken lag. Da dieser im Hoch- und Spätmittelalter mit einer Siedlung überbaut worden war, trafen die Archäolog*innen nur noch wenige Gräber ungestört an.

Darunter befand sich die Beisetzung einer Frau aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Sie war in einem Holzsarg mit ihrem Schmuck und einem Eisenpfriem beigesetzt worden. Sie besaß Haarnadeln aus Silber und Kupferlegierung, letztere mit einem Polyeder und einem Vogel als zierendem Abschluss. Ihre Perlen und Anhänger waren aus Bernstein und Glas gefertigt. Ein bandförmiger und ein tordierter Armreif mit Hakenverschluss, beide aus Kupferlegierung, vervollständigen die Schmuckausstattung.

Dass sich derartige Armreife zu dieser Zeit großer Beliebtheit erfreuten, zeigt auch ein Grabfund aus Eschweiler-Lohn. Hier wurden der Bestatteten vergleichbare Armreifen und des Weiteren Haarnadeln, ein Fingerring, drei Perlenketten mit Glas- und Tonperlen, eine Gliederkette sowie eine Münze aus dem Jahr 352 in einem Kästchen aus Spanholz mit ins Grab gegeben. Die Rekonstruktion gibt einen Eindruck vom Originalzustand.

In Gestaltung und Form imitieren die Schmuckstücke aus Vilvenich und Lohn kostbarere Arbeiten aus Gold und Edelsteinen, wie sie wohlhabendere Damen in der Spätantike trugen. Insofern stellen sie so etwas wie den preiswerteren „Modeschmuck“ ihrer Zeit dar.

Elke Nieveler