Römischer Militärgürtel mit Hiebmesser aus Neuss-Gnadenthal, Rhein-Kreis Neuss. Messer 42 cm L. x 7,5 cm B.; Gürtel: 31 cm L x 2,5 cm B. Foto: Jürgen Vogel/LVR-Landesmuseum Bonn
Auf einem Fries des römischen Ehrenbogens in Orange in Südfrankreich sind erbeutete keltische Waffen dargestellt, darunter auch Hiebmesser. Foto: Christophe Meneboeuf
Bei einem Bodeneingriff im Bereich der ersten Militärlager in Neuss-Gnadenthal kamen Teile eines römischen Militärgürtels (Cingulum) samt zugehörigem Messer mit Scheide zutage. Wie nachfolgende Untersuchungen ergaben, waren Gürtel und Waffe ursprünglich in einem holzverschalten Erdkeller deponiert worden, der aus unbekannten Gründen um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. sehr schnell mit Siedlungsabfall einplaniert wurde.
Bei der Einlieferung in die Restaurierungswerkstätten des LVR-Landesmuseums Bonn lagen sowohl das Messer als auch die einzelnen Gürtelteile noch im Erdverbund, wie sie geborgen wurden. Das eiserne Messer war zerbrochen und die einzelnen Buntmetallbeschläge des Gürtels waren stark fragmentiert. Vom eigentlichen Ledergurt blieben keine Reste erhalten. Eine erneute Zuordnung gelang erst mit Hilfe von Röntgenuntersuchungen. Nach der anschließenden Freilegung und sorgfältigen Restaurierung durch Holger Becker kann nun der wiederhergestellte ursprüngliche Zusammenhang dieses außergewöhnlichen Fundes präsentiert werden.
Der Gürtel setzt sich aus noch fünf rechteckigen, jeweils mit einem zentralen Buckel und konzentrischen Kreisen verzierten Cingulum-Beschlagplatten und einer fein gearbeiteten Cingulum-Schnalle mit identischem Beschlag zusammen. Die um die Scheide gelegte Aufhängung des eisernen Hiebmessers wird an der Verbindungsstelle mit dem Gürtel von einem runden Beschlag mit vergleichbarer Verzierung abgedeckt. Die Messerscheide besteht aus Holz, Reste eines Lederüberzugs haben sich nicht erhalten.
Das eiserne Hiebmesser weist eine gebogene Griffstange zur besseren Handhabung und als Abschluss einen Knauf aus Bein auf. Die Parierstange, die die Klinge zum Griff hin abschließt, besteht ebenfalls aus Bein, möglicherweise Elfenbein. Die beinerne Zwinge um die Griffstange diente wohl als Halterung der nicht mehr erhaltenen Griffschalen.
Ganz ungewöhnlich ist die Kombination eines Militärgürtels mit einer einschneidigen Hiebwaffe, denn im römischen Heer gehörten zweischneidige Dolche als Standardwaffe zur regulären Ausrüstung. Lediglich ein sehr gut vergleichbares Messer samt Militärgürtel fand sich neben seinem Träger im 79 n. Chr. von Vulkanasche verschütteten Pompeji. Darstellungen solcher, erbeuteter keltischer Waffen finden sich aber auch auf dem römischen Ehrenbogen in Orange in Südfrankreich. Möglicherweise wollte in Neuss ein Soldat mit einheimisch-gallischem Hintergrund auch im Dienst in der römischen Armee nicht auf seine traditionelle Waffe verzichten.
Text: Klaus Frank