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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats Dezember 2024

Amor im Miniaturformat

Eine römerzeitliche Bronzestatuette aus Rommerskirchen-Butzheim

Mit dem Fund einer Bronzestatuette des Amor gelang dem lizensierten Sondengänger Jens Weinberger eine außergewöhnliche Entdeckung. Die unbeschädigte, nur 4,5 cm große Bronzestatuette des schlafenden Liebesgottes verkörpert einen Darstellungstyp, der in Stein ausgeführt mehrfach überliefert, in Bronze jedoch eine Rarität ist. Aus diesem Material sind zumeist Statuetten des laufenden oder weit ausschreitenden kindlichen Gottes bekannt. Die Attribute des Liebe entfachenden Sohns der Venus sind Bogen und Fackel. Amor wird aber auch mit Löwenfell und Köcher, den von ihm geraubten Waffen des Herkules, dargestellt oder auf Tieren, z. B. Delphinen, reitend.

Alle überlieferten Darstellungen des sitzenden und schlafenden Amorknaben zeigen eine übereinstimmende Komposition: Der junge Gott sitzt mit angezogenem linken Bein auf einem Felsen, die Hände sind auf dem Knie verschränkt. Den Kopf schmiegt er mit der Wange an die Hände, die Augen sind geschlossen. Die eigentümliche Frisur unserer Statuette weist an den Schläfen ausgeprägte Locken auf, auf dem Kopf ist ein Zopf ausgearbeitet, der von der Stirn bis in den Nacken reicht. Sitzmotiv, Haltung und Frisur können eindeutig Amor zugeordnet werden, obwohl hier die Flügel fehlen, die häufig an diesem Figurentyp auftreten. Alle überlieferten Kopien gehen wohl auf ein verlorenes Original aus hellenistischer Zeit zurück.

Aus Stein gearbeitete Darstellungen des schlafenden Amor gehörten im Rheinland in das Umfeld von Begräbnisplätzen, wie das Beispiel aus Köln, das wohl zu einem Grabmal gehörte. Hier lag wohl die tröstliche Vorstellung des Schlafes als Bruder des Todes zugrunde. In Bonn wurde bereits im Jahr 1898 das Fragment einer solchen Statue in der Jakobstraße – der heutigen Kesselgasse – ausgegraben; an diesem Platz wurden auch immer wieder Gräber aus römischer Zeit aufgedeckt. Mindestens eine Statue wurde in Italien auf einem antiken Friedhof geborgen.

Dieser Typ des Amorknaben tritt im gesamten Mittelmeerraum als Personifikation des Schlafes auf. Daneben kommt er aber auch als Begleiter des Heilgottes Asklepios (römisch Äskulap) und seiner Tochter Hygieia (römisch Salus), der Göttin der Gesundheit, vor. In welcher Funktion die Miniaturdarstellung aus Rommerskirchen-Butzheim von ihren Eigentümern in römischer Zeit gesehen wurde, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen.

Klaus Frank