Bei einer Ausgrabung im historischen Stadtviertel „auf dem Kleinen Markt“ in Geldern, Kreis Kleve, wurde in einer Siedlungsschicht des späten 12. Jahrhunderts bzw. des 1.Viertels des 13. Jahrhunderts die Hälfte eines ledernen Kummets geborgen. Kummete sind Zuggeschirre u.a. für Pferde, die um den Hals getragen werden. Durch eine der Tierart angepassten Gestaltung ermöglichen sie dem Zugtier, seine Kraft auf angehängte Lasten optimal zu übertragen.
Durch die Restaurierung war die Rekonstruktion dieses seltenen Fundes möglich. Fünf erhaltene Teilstücke bildeten Kammern, die bündig miteinander zu einem Schlauch vernäht wurden. Alle Anschlusskanten waren zusätzlich durch rechteckige Lederstücke verstärkt. Erhaltene Füllungsreste lassen einen mit Schafswolle ausgepolsterten Strohkern annehmen. Der Innendurchmesser dürfte bei maximal 77 x 36 cm gelegen haben, war aber wahrscheinlich kleiner. Der spitzovale Lederkragen konnte mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einem Kummetbügel oder mit Kummethörnern festgebunden bzw. -geschnallt werden. Dies belegen auch Eisenkorrosionsreste am Kragen.
Frühe Funde dieser Art stammen im mittelalterlichen Mitteleuropa überwiegend aus städtischem Kontext, was die Bedeutung des Pferdes für das Transportwesen der Städte deutlich macht. Der Gelderner Fund stellt hierzu neben einem Kummet aus Danzig einen überaus seltenen Beleg dar.
Frances Bartzok-Busch und Patrick Jülich