LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats Januar 2024

Frühmittelalterliche Grabbeigaben

Das Gräberfeld in Rommerskirchen-Eckum, Rhein-Kreis Neuss, wurde 2005 bei Voruntersuchungen zur Erschließung eines Neubaugebiets zufällig entdeckt. Über drei Jahre wurden 471 Bestattungen, davon 11 Pferdegräber, archäologisch untersucht und dokumentiert. Damit gehört es zu den wenigen modern und nahezu vollständig ausgegrabenen Reihengräberfeldern im Rheinland.

Von insgesamt 6400 Funden wurden mehr als 500 Funde aufgrund ihres fragilen Zustandes und Erhalt organischer Materialien als Sedimentblöcke unterschiedlicher Größen geborgen, so auch in dem Fall der hier vorgestellten Funde. Hierdurch konnte eine Freilegung unter Laborbedingungen innerhalb der Restaurierungswerkstatt erfolgen.

Bei den Funden handelt es sich um ein Sax (einschneidiges Hiebschwert), ein Messer, Gürtelbeschläge und eine stark abgebaute Gürteltasche mit Inhalt aus Bügelschere, Pinzette, Feuerstahl (Bestandteil eines frühmittelalterlichen Feuerzeugs), Probierstein (Prüfwerkzeug der Goldschmiede). Sie stammen aus einem Kammergrab eines männlichen Individuums, welches anhand der Ausstattung in das ausgehende 6. Jahrhundert und beginnende 7. Jahrhundert datiert werden kann. Der Mann wurde mit umfangreicher Waffen- und Schutzausrüstung sowie Beigabengefäßen aus Keramik und Glas bestattet. Neben den gezeigten Funden befand sich ebenso ein Ango (Wurfspeer) und ein Schildbuckel im Grab.

Das Besondere, und die teils für das Auge der Betrachtenden ungewohnte Präsentationsweise der Tasche, ist der Erhalt der organischen Materialien. Diese sind aus konservatorischer Sicht zu bewahren und deshalb in Fundlage belassen worden. So kann der Aufbau der Tasche aus Leder, Holz und Knochen nachvollzogen werden. Zudem sind auf dem Sax und Messer Teilbereiche aus Organik belassen worden, die auf eine Scheide oder Umwickelung mit Leder und Fell sowie einen Holzgriff hindeuten. Eine weitere Besonderheit an dem Fundkomplex ist der Probierstein, welcher auf eine Person schließen lässt, die Zugang zu Edelmetallmünzen gehabt haben könnte.

Luise Tschirner