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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats Juli 2022

Auf Gold gegründet

Ein überraschender Fund kam bei einer archäologischen Sachverhaltsermittlung im gotischen Haus „Zu den Fünf Ringen“ in Goch, Kreis Kleve, zutage: ein Metallgrapen und zwei Goldgulden. Das wertvolle Bauopfer war vor Baubeginn um 1500 am zukünftigen Standort der westlichen Hinterhausecke platziert worden.

Der Metallgrapen (18,5 cm hoch, Randdurchmesser 12,6 cm) ist formtypisch für das 15. Jh. Die Bestimmung und Datierung der kostbaren Münzen ergab, dass es sich um prägefrische ungarische Goldgulden von Sigismund von Luxemburg als König handelt. Eine der Münzen (Durchmesser 1,7 cm) ist über das Buchstabenkürzel FB neben der Königdarstellung dem Kammergrafen Franciscus Bernardi und dem Prägeort Budapest zuweisbar, wo sie zwischen 1386 und 1396 entstand. Die zweite Münze (Durchmesser 1,75 cm) mit den beiden Lilien neben der Königdarstellung geht sehr wahrscheinlich auf die beiden Münzmeister Jacobus und Christianus zurück. Sie wurde in Kaschau (heute Slowakei) in der Zeit zwischen 1387 und 1401 geprägt.

Damit sind die beiden Münzen um 100 Jahre älter als das Baujahr des Patrizierhauses, das unzweifelhaft um 1500 auf „frisch“ vorbereitetem, plangezogenen Baugrund errichtet wurde. Grapen mit den beiden Münzen drückte man in den Sandhorizont, um dann die ersten Ziegellagen exakt über dem Gefäßrand hinweg aufzuführen. Die Diskrepanz zwischen Baujahr und Münzalter lässt sich bislang nicht erklären. Ebenso wenig, ob in einer Nische im Fundament der südlichen Vorderhausecke auch einst ein möglicherweise vergängliches Bauopfer deponiert worden war.

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