Ein Steinbeil aus dem Kerpener Umland
Dieser Zufallsfund von einem Acker bei Kerpen stammt bereits aus den 1950er Jahren, ist für die Bodendenkmalpflege aber noch immer von Interesse.
Die Form des Steinbeiles, mit dem ovalen Querschnitt und dem spitz zulaufenden Nacken, ist typisch für die Michelsberger Kultur. Diese jungsteinzeitliche Kultur war zwischen 4300 und 3500 v. Chr. in Mitteleuropa zwischen Donau und Weser verbreitet und erstreckte sich bis ins Pariser Becken. In diesem Gebiet errichteten sie große Anlagen aus Wällen und Gräben, hinterließen aber ansonsten kaum Siedlungsspuren.
Angefertigt wurde das Beil wahrscheinlich aus Rijckholt-Feuerstein, der nach seiner Herkunft in einer niederländischen Ortschaft benannt ist. Dort wurde das Rohmaterial zunächst vermutlich an der Oberfläche gewonnen, später auch durch bergmännischen Abbau in bis zu 12 m tiefen Schächten.
Mit seinen 26 cm Länge und einem Gewicht von 877 g ist das Beil für das Rheinland außergewöhnlich. In dieser Größe eignen sich Steinbeile nicht mehr als Werkzeug, da sie schnell zerbrechen würden. Solche geschliffenen Beile mit einer Länge von über 25 cm werden daher oft als Prunkbeile interpretiert, also als Prestigeobjekt. Diese wurden meist aus Jadeit gefertigt und konnten bis zu 38 cm lang sein. Sie treten in großen Teilen Europas auf und belegen, dass es hier bereits vor über 6000 Jahren ein weitreichendes Handels- und Austauschnetzwerk gab. Prunkbeile waren wegen Ihrer Größe, aber auch wegen des Herstellungsaufwandes wertvolle Gegenstände. Je nach Größe und Material konnte die Herstellung eines geschliffenen Beils zwischen 12 und 40 Stunden in Anspruch nehmen.
Eva Neuber