Ein besonderes Grab aus der mittleren Eisenzeit (Frühlatène, 450–250 v. Chr.) wurde im Brandgräberfeld von Weeze-Knappheide, Kreis Kleve, freigelegt. Es war mit gleich fünf, äußerst qualitätvollen Gefäßbeigaben für diese Zeit außergewöhnlich reich ausgestattet.
In dem urnenlosen Doppelgrab waren der Leichenbrand einer 34-jährigen Frau und einer 46-jährigen Person, deren Geschlecht nicht zu bestimmen war, beigesetzt. Während der Leichenbrand in der Nordwesthälfte lag, verteilten sich die Beigefäße auf drei Bereiche: Im Nordwesten befand sich eine Flasche mit einer kleinen Trinkschale, im Südosten lag eine weitere Flasche mit Trinkschale sowie leicht mittig eine Schüssel. Die unterschiedlichen Standorte lassen darauf schließen, dass die Hinterbliebenen jedem Toten ein Trinkgeschirrset, bestehend aus Flasche und Trinkschale, mitgegeben hatten. Die Schüssel könnte man aufgrund ihrer eher mittigen Lage beiden Verstorbenen zuordnen.
Die Gefäße besitzen fein geglättete Oberflächen und die Schüssel sowie eine Flasche sorgfältig ausgeführte Verzierungen. Hierbei ist die Flasche aufwändig mit geometrischen Mustern im Stil der nordfranzösischen Marne-Kultur dekoriert. Im Rheinland war zu dieser Zeit Marnekeramik durchaus in Mode und konnte auch vor Ort hergestellt werden, doch zu dieser speziellen und komplexen Verzierung finden sich kaum Parallelen.
Die Toten stammten aus einer nahe gelegenen, nur 250 m entfernten Siedlung, die als Hofanlage gedeutet werden kann und zusammen mit dem Gräberfeld ausgegraben wurde. Ob sie oder ihre Vorfahren ursprünglich aus der westlichen Marne-Kultur stammten oder nur einen luxuriösen Lebensstil mit guten Handelsbeziehungen dorthin unterhielten, ist nicht zu entscheiden.
In der Ausstellung „Archäologie im Rheinland – Im Tod unsterblich“ finden Sie zwei weitere, besondere Gräber aus Weeze-Knappheide und viele andere mehr.
Julia Rücker