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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats Mai 2024

Eine gläserne Schleife

Ein römerzeitliches Männergrab aus Zülpich

Ein besonderer Glaskrug und noch weitere Funde stammen aus einem römerzeitlichen Brandgrab, das im Gewerbegebiet von Zülpich, Kreis Euskirchen, freigelegt wurde. Es gehörte zum Bestattungsplatz eines Landgutes (villa rustica), den die Villenbesitzer am Weg zur römischen Staatsstraße nach Köln (Agrippastraße) angelegt hatten.

Der Mann war noch nach alter Sitte am Ende des 3. oder in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. brandbestattet worden. Seine eingeäscherten Überreste wurden nach der Verbrennung sorgfältig vom Scheiterhaufen aufgelesen und am Rand der Grabgrube beigesetzt. Die konzentrierte Lage des Leichenbrands lässt auf eine Beisetzung in einem Behältnis aus organischem Material schließen, das vergangen ist. Auf der gegenüberliegenden Seite der Grabgrube lag auf höherem Niveau eine Beigabennische, in der mehrere Ton- und Glasgefäße standen. Darunter fanden sich zwei Näpfe, zwei kleine Krüge, ein Becher mit Spiralornamentik, eine kleine zylindrische Flasche und der Krug mit Schleifenhenkel aus grünlichblauem Glas. Die Beigabe von Haarnadeln aus Bein und eines Spiegels, von dem sich hauchdünne Glasscherben erhalten haben, sowie aus dem Leichenbrand geborgene Perlen ließen zunächst eine Frauenbestattung vermuten. Die Untersuchung des Leichenbrandes durch die Anthropologin Carola Berszin (Konstanz) wies aber zweifelsfrei einen männlichen Toten nach.

Wieso sich die eher Frauen zuzuordnenden Objekte in diesem Grab befanden, ist nicht eindeutig zu entscheiden. Weibliche Angehörige könnten sie dem Verstorbenen als persönliche Gaben mit ins Jenseits gegeben haben. Es kann sich auch um Erinnerungsstücke an nahestehende, bereits verstorbene Verwandte des Mannes handeln, die ihm zu Lebzeiten so wichtig waren, dass man sie mit ins Grab gab. Vielleicht nutzte er diese Gegenstände aber auch zur Berufsausübung, als Schauspieler beispielsweise, oder rein privat.

Ulrike Müssemeier