Teilstück eines eisernen Panzerhandschuhs aus Haus Immerath in Erkelenz-Immerath, Kreis Heinsberg. Foto: Jürgen Vogel/LVR-Landemuseum Bonn
Ein besonderer Fund ist das Teilstück eines eisernen Panzerhandschuhs aus „Haus Immerath“ in Erkelenz-Immerath, Kreis Heinsberg, der zur Plattenpanzerung einer Ritterrüstung gehörte.
Der im späten 13. Jahrhundert errichtete Niederadelssitz „Haus Immerath“ war Stammsitz der örtlichen Ritterschaft und kurz vor 1500 aufgegeben worden. Die ehemalige Kleinburg, bestehend aus Turmburg mit umgebendem Wassergraben und Vorburg, wurde im Vorfeld der Braunkohlengewinnung im Tagebau Garzweiler ausgegraben. Bei der archäologischen Untersuchung konnte in der Verfüllung des Wassergrabens eine beachtliche Anzahl von Funden des 14./15. Jahrhunderts geborgen werden: rund 5700 Bruchstücke von Keramikgefäßen sowie mehrere Eisenblechstücke, von denen einige als Überreste von Rüstungsbestandteilen zu deuten sind.
Besonders gut erhalten ist die hier ausgestellte Hauptplatte eines linken Panzerhandschuhs, der Gelenk und Handrücken schützte, der Fingerschutz fehlt. Das der Hand angepasste gebogene Blech weist Nietlöcher am Rand und eine Befestigungslasche an der Unterseite auf, die über die Innenseite des Handgelenks verlief.
Die Oberfläche zeigte im Fundzustand eine graubläuliche Patina und eine begrenzte Korrosion. Es ist anzunehmen, dass die geringe Korrosion zum einen auf aufgekohltes, also speziell wärmebehandeltes und dadurch härteres Eisen (Stahl) zurückzuführen ist. Zum anderen spricht sie für eine Rostschutzbehandlung der Metalloberfläche, z. B. durch das Einbrennen von Öl. Eine solche ist typisch für Plattenharnische, wozu unser Stück gehörte. Ob es sich um einen Halb- oder Vollharnisch – also eine in Teilen oder vollständig den Körper schützende Rüstung – handelte, ist nicht zu entscheiden. Rüstungsbestandteile sind seltene Funde und hier direkter Nachweis für den Ritterstand am spätmittelalterlichen Wohnsitz der Herren von Immerath.
Alfred Schuler