LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Gläserner Saugheber aus einem römischen Grab

Fund des Monats November 2014

In den Jahren 2012 und 2013 legten archäologische Teams in der Nähe der Ortschaft Inden-Pier (Kreis Düren) eine der größten römischen Villen im Rheinland frei. Die Bewohnerinnen und Bewohner waren in Körpergräbern in unmittelbarer Nähe bestattet, welche offenbar schon in antiker Zeit ihrer kostbaren Beigaben beraubt wurden. Dabei übersahen die Grabräuber in einem Grab des späten 4. / beginnenden 5. Jahrhunderts neben einer Zwiebelknopffibel aus Bronze und einer Gürtelschnalle auch einen gläsernen Saugheber.

Heber sind Geräte, um Flüssigkeit einem Gefäß zu entnehmen und gegebenenfalls in ein anderes umzufüllen, ohne zu gießen. Die Spitze des Geräts wird in die Flüssigkeit getaucht, am oberen breiteren Ende des Rohrs saugt man so lange, bis sich die Blase gefüllt hat. Dann verschließt man mit Daumen oder Zeigefinger das Rohr; der Luftdruck verhindert ein Auslaufen. Öffnet man die Saugöffnung, so fließt unten ein feiner Strahl heraus, der durch Verschließen der Öffnung wieder angehalten werden kann.

Das äußerst filigrane Glasgerät aus Pier unterscheidet sich durch die zwiefach geknickte Saugröhre und die sehr dünne untere Röhre von einem Stechheber. Letzterer ermöglicht es, Flüssigkeit auch aus recht enghalsigen Gefäßen resp. Flaschen zu entnehmen. Den heutigen Weinbauern ist der Stechheber geläufig, mit dem die Winzer Proben aus den Fässern ziehen, um den Zustand des Weins zu prüfen.

Aber warum der doppelte Knick im Saugrohr? Sollte damit vielleicht verhindert werden, dass die angesaugte Flüssigkeit, unter Umständen aus Unachtsamkeit, bis in den Mund des Benutzers gelangt? Dann könnte man an Gesundheitsschädliches denken.

Der gläserne Saugheber ist im Monat November 2014 als Fund des Monats im Foyer des LVR-Landesmuseums Bonn ausgestellt.

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