In Brunnen kommen immer wieder Funde zum Vorschein. Sie dienten nämlich nicht nur zur Wasserversorgung, sondern auch zur Entsorgung oder zu rituellen Zwecken. So gelangten ausrangierte, mutwillig zerstörte oder entweihte Gegenstände, aber auch Opfergaben hinein – und nicht zuletzt gingen Dinge einfach darin verloren. Die vielfältigen Funde erlauben u.a. Aussagen zum Alltagsleben und manchmal auch zu Ereignissen, wie in Erkelenz-Lützerath, Kreis Heinsberg. Dort wurden auf dem Gelände eines römischen Landguts (villae rustica) gleich acht Brunnen mit Funden ausgegraben, von denen eine Auswahl im LVR-LandesMuseum Bonn präsentiert wird.
Von besonderem Interesse ist eine massige, eiserne Lanzenspitze mit aufschlussreichen Spuren. Sie weist an einigen Stellen flächige Brandspuren und sogar noch anhaftende Holzkohlereste auf; zudem ist die Spitzen leicht verbogen. Dies spricht dafür, dass die Lanzenspitze einige Zentimeter tief in Holz steckte, z.B. einem Balken oder einer Tür, während gleichzeitig ein starkes Feuer wütete. Da die Waffe germanischer Machart ist, könnte sie ein unmittelbares Zeugnis germanischer Überfälle sein, von denen auch dieser Gutshof im 3. Jahrhundert betroffen war.
Neben diesem besonderen Fund gelangten auch verschiedene Gegenstände in die Brunnen, die von der alltäglichen Arbeit auf dem Landgut zeugen: Ein Schäleisen zum Entrinden von Fällholz und eine Dechsel belegen die grobe Zurichtung von Bauholz. Zur Feld- und Gartenarbeit dienten eine zweizinkige Heugabel und eine Gartenhacke.
Mit dem an einem Seil befestigten Dreierhaken versuchte man möglicherweise, Gegenstände wieder aus den Brunnen zu holen, bevor auch er vielleicht verloren ging. Ärgerlich war sicher der Verlust der emailverzierten Bronzefibel, die vermutlich beim Wasserholen in den Brunnen fiel.
Michaela Aufleger