Statuette des römischen Gottes Merkur aus dem Stabsgebäude des Bonner Legionslager (Foto: Jürgen Vogel/ LVR-Landesmuseum Bonn).
Im Lararium im Haus des Vetutius Placidus in Pompeji wurden die Schutzgötter des Hauses (Lares), des Besitzers (Genius, Mitte), der Gott des Weines (Bacchus, rechts) und auch Merkur (links) verehrt. Das hervorragend erhaltene Fresko schmückt die Rückwand im dortigen Thermopolium, einem römischen Schnellimbiss, den der Besitzer zur Straße hin betrieb (Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Thermopolium_Lucius_Vetutius_Placidus_Pompeii.jpg).
Eine Statuette des römischen Gottes Merkur
Bei Ausgrabungen im Bonner Legionslager kam in der südöstlichen Ecke des Stabsgebäudes (principia) ein besonderer Fund ans Licht: eine Merkurstatuette aus gegossener Bleibronze. Der römische Gott der Reisenden, Händler und Diebe ist gut an seinen typischen Attributen – Reisemantel, Flügelhut und -schuhe, Geldbeutel sowie Heroldstab – zu erkennen. Diese entsprechen seinem griechischen Vorbild und Pendant Hermes, der im Unterschied zu Merkur auch Götterbote war.
Die 7, 5 cm hohe, unbekleidete Götterfigur steht auf dem rechten Bein, das linke ist angewinkelt und nach außen gestellt. Den Reisemantel (chlamys) trägt der Gott von der linken Schulter herabfallend über dem linken Arm. Den Kopf bedeckt der charakteristische Flügelhut (petasos). Von den Flügelschuhen (talaria) zeugen noch Ansätze am linken Fuß. In der vorgestreckten rechten Hand hält er den Geldbeutel, in der linken den Heroldstab (caduceus), der hier gesondert aus Silberdraht gearbeitet ist. Der Stab ist mit zwei stilisierten Flügeln verziert, im oberen Bereich winden sich zwei Schlangen umeinander, deren Köpfe einander zugewandt sind. Der Statuettentypus lässt sich in das 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. datieren.
Merkur war die am weitesten verbreitete Gottheit in den römischen Rheinprovinzen. Gaius Julius Caesar berichtet in seinem Werk „Der Gallische Krieg/de bello gallico“, dass er in Gallien als Hauptgott verehrt wurde. Besonders in den zentralen Gebäuden der Legionslager, wie dem Stabsgebäude mit Fahnenheiligtum, sind Statuetten wie diese häufig für kultische Handlungen verwendet worden. Aber auch im alltäglichen Leben hatte der Gott in den zumeist kleinen Hausaltären (lararien), die als Nische, als Häuschen oder als Fresko gestaltet sein konnten, seinen festen Platz.
Ähnliche Merkurstatuetten finden sich auch an anderen Fundorten entlang des Rheins, so zum Beispiel in Augst (CH), Rheinzabern, Mainz und Köln, aber auch im rechtsrheinischen Langenfeld-Richrath.
Ivonne Weiler-Rahnfeld