In der Adenauerallee in Bonn wurde vor einigen Jahren ein Grundstück im Bereich des Vicus – der römischen Zivilsiedlung – bauvorgreifend archäologisch untersucht. Dabei kamen in einer Grube an der Außenmauer eines Streifenhauses Kettenhemdteile zutage. Die Funde wurden im Block geborgen und in der Werkstatt des LVR-LandesMuseums Bonn restauriert. Dabei zeigte sich, dass es sich um zwei nahezu vollständige Kettenhemden (loricae hamatae) – Ausrüstungsteile der römischen Armee – handelt.
Die geborgenen Teile erreichten ein Gesamtgewicht von ca. 16 kg, was gut zu den bekannten Einzelgewichten von Kettenhemden zwischen 6 und 8 kg passt. Die einzelnen Ringe haben einen äußeren Durchmesser von 5 bzw. 7 mm, bei einer Materialstärke von bis zu 2 mm. Die Kettenglieder wurden gestanzt bzw. gezogen und vernietet. Dabei wurden vier gestanzte Ringe mit jeweils einem genieteten Ring verbunden, sodass ein bewegliches Geflecht entstand. Verschlüsse, wie sie bis zum Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. verwendet wurden, fehlen und ließen sich bisher auch nicht mit Hilfe von Röntgen- und CT-Bildern ausmachen. Dies legt eine Fertigung ab dem 2. Jahrhundert, vielleicht im 3. Jahrhundert nahe.
Möglicherweise erfolgte die Niederlegung in der Grube, die keine weiteren Funde enthielt, in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen. Der Fund kompletter Kettenhemden – und gleich zweier – ist äußerst selten. Zudem stammen sie meist aus römischen Militärlagern, wo sie größtenteils als einzelne Fragmente verborgen in Gruben- und Pfostenlöchern auftreten.
Claudia Koppmann, Christiane Dirsch und Frank Willer