Schmiedezangen aus späteisenzeitlichen Befestigungsanlagen
Die gut erhaltenen eisernen Gelenkzangen aus Lohmar, Rhein-Sieg-Kreis, und Odenthal, Rheinisch-Bergischer-Kreis, sind Zeugnisse des Schmiedehandwerks im 1. Jahrhundert v. Chr. Schmiedezangen sind die „verlängerten Arme“ der Schmiede und dienen zum Halten der heißen bzw. glühenden Werkstücke im Schmiedefeuer und beim Schmieden auf dem Amboss. Die beiden rund 80 cm langen Zangen wurden für unterschiedliche Werkstücke genutzt, was an den unterschiedlich geformten Backen zu erkennen ist. Das Exemplar aus Lohmar diente zum Halten flacherer Werkstücke, das aus Odenthal von gebogenen Gegenständen.
Beide Zangen stammen aus Befestigungsanlagen der vorrömischen Eisenzeit, deren Datierung neuen Untersuchungen zu verdanken ist. Mindestens zehn dieser Anlagen im rechtsrheinischen Rheinland wurden während der späten Eisenzeit im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. genutzt.
Zusammen mit einer weiteren, kleineren und weniger massiven Schmiedezange aus Rees, Kreis Kleve (Fund des Monats November 2010), sind nun bereits drei vollständig erhaltene Schmiedezangen innerhalb von befestigten Siedlungen dieser Zeitstellung bekannt. In Rees fand sich die Zange zusammen mit einem Gusstiegel auf der Sohle des Umfassungsgrabens, in den beiden anderen Fällen innerhalb oder im Bereich von Wallanlagen.
Alle drei Zangen wurden einzeln niedergelegt. Deponierungen von eisernen Gerätschaften waren in der jüngeren Eisenzeit vor allem im Raum zwischen dem Rhein und den Karpaten verbreitet. Meist finden sich in solchen Niederlegungen jedoch mehrere Werkzeuge eng zusammengepackt. Der Grund für die Vergrabung bleibt oft ungewiss. Im Fall der drei Zangen aus dem Rheinland ist jedoch von einer bewussten Deponierung auszugehen. Bei der Größe der Lohmarer und Odenthaler Zangen ist ein Verlustfund wohl auszuschließen, ebenfalls bei der Schmiedezange aus Rees, die mit dem Tiegel niedergelegt war. Auch eine Verbergung in Notzeiten ist aufgrund der Fundlagen wenig wahrscheinlich.
Klaus Frank