LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats September 2025

Eisenzeitliche Körperpflege

Ein Rasiermesser aus einem ältereisenzeitlichen Frauengrab

Metallbeigaben sind in den spätbronze- und eisenzeitlichen Brandbestattungen (1200 v. Chr.bis um Chr. Geburt) des Gräberfeldes von Bergheim-Paffendorf, Rhein-Erft-Kreis, eine Seltenheit. Die wenigen Funde aus Bronze oder Eisen sind zudem stark zerschmolzen oder nur in Fragmenten erhalten. Umso mehr überraschte ein komplettes Rasiermesser aus einem ältereisenzeitlichen Brandgrab (800–500 v. Chr.).

Das Utensil zur Körperpflege wurde bei der Freilegung der im Erdblock geborgenen Urne mit Deckschale entdeckt. Es war beim Bestattungsritual zuunterst auf den Boden der Urne gelegt worden, bevor man den Leichenbrand hineingab. Danach deckte man das Grabgefäß mit einer Schale ab, die wie üblich umgekehrt mit der Öffnung nach unten auf der Urne platziert wurde.

Das kleine einschneidige Rasiermesser von 7 cm Länge und 6 cm Höhe besteht aus einer Kupferlegierung. Es ist leicht trapezförmig mit gebogener Schneide und durchbrochen gearbeitetem oberen Blatt. Der gebogene Abschluss endet in zwei seitlichen Ringen. Das Rasiermesser gehört zum sogenannten Typ Feldkirch/Bernissart, der über das westliche Mitteleuropa und Westeuropa bis Südengland verbreitet ist. Die Messer dieses Typs können allesamt in die ältere Eisenzeit datiert werden und kommen üblicherweise als Beigabe in Männergräbern vor.

In unserem Fall wurde das Rasiermesser jedoch einer Frau beigegeben, worauf die anthropologische Untersuchung des Leichenbrandes durch Bärbel Heußner, Petershagen, verweist. Die physischen Merkmale der erhaltenen kalzinierten Knochenreste erbrachten noch mehr Kenntnisse über die hier beigesetzte Person: Sie war im Alter zwischen 40 und 60 Jahren verstorben und musste zu Lebzeiten hart körperlich arbeiten. Davon zeugen Sehnenverknöcherungen an Kniescheibe und Oberschenkelknochen.

Ob die Frau das Rasiermesser zu Lebzeiten nutzte oder ob es ihr ein männlicher Angehöriger mit ins Grab gab, bleibt offen. Ein gut vergleichbares Exemplar fand sich jedoch ebenfalls in einem Frauengrab im badischen Feldkirch-Hartheim, Ldkr. Breisgau-Hochschwarzwald. Da solche Messer nicht ausschließlich zur Bartrasur zu verwenden waren, kann es auch als Utensil der weiblichen Körperpflege gedient haben.

Es bleibt abzuwarten, ob in weiteren der bislang 423 identifizierten Gräber des von etwa 1200 v. Chr. bis 14 n Chr. genutzten Bestattungsplatzes von Bergheim-Paffendorf noch weitere Überraschungen ans Licht kommen.

Text: Eva Cott

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