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Bodendenkmalpflege
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Bestens erhaltenes jungsteinzeitliches Küchengerät

Fund des Monats Juni 2012

Mit den ersten Bauern in der Jungsteinzeit (Neolithikum) wurde Getreide kultiviert und bildete den Hauptbestandteil der täglichen Nahrung. Deshalb benötigten die neolithischen Hausfrauen zur Mehlherstellung geeignete Mühlen.

Im Jahre 2011 wurde bei einer archäologischen Grabung in Zülpich-Nemmenich eine jungsteinzeitliche Abfallgrube freigelegt, in der Bestandteile einer Schiebemühle zutage kamen. Die Grube lag in unmittelbarer Nähe von Hausgrundrissen und Funden aus der ältesten mitteleuropäischen Bauernkultur (Linearbandkeramik) gegen 5000 v. Chr., die man bereits bei früheren Untersuchungen entdeckt hatte. Gegen Ende des mittleren Abschnittes der jüngeren Steinzeit (Bischheimer Kultur, 4600-4300 v.Chr.) wurde das Gelände erneut besiedelt.

Die Abfallgrube lieferte zwei Steinbrocken. Der größere der beiden ist ein sog. Unterlieger von beachtlicher Größe und Gewicht: 58 x 36 x 24 cm, 52 kg. Er wurde horizontal im Boden fixiert und seine aufwändig geraute Arbeitsfläche mit einigen Handvoll Getreidekörnern bestreut. Beim zweiten – vom Bagger etwas beschädigten – deutlich kleineren Stein handelt es sich um einen sog. Läufer (22 x 17 x 6 cm, noch 3,5 kg). Der handliche Läufer wurde mit seiner ebenfalls aufgerauten Arbeitsfläche beidhändig mit Druck schiebend über die Körner vor und zurück bewegt. Damit wird das mechanische Funktionsprinzip einer solchen Schiebemühle deutlich. In diesem Sinne lassen sich derartige Vorrichtungen, wenn nicht als Küchen„maschine“, so doch als Küchengerät bezeichnen. Im Übrigen haben Mahlexperimente gezeigt, dass auf diese Weise in relativ kurzer Zeit nicht nur Weizenschrot beliebiger Körnung, sondern auch feineres Mehl zur Herstellung von Grütze oder Fladenbrot in ausreichender Menge hergestellt werden kann.

Die Besonderheit dieser Schiebemühle ist, neben bestens erhaltenen Zurichtungsspuren, die extrem geringe Abnutzung des Unterliegers. Denn in aller Regel werden bei archäologischen Ausgrabungen lediglich kleinere Bruchstücke von zumeist sehr stark abgenutzten Mahlsteinen gefunden. Mit seinen beeindruckenden Dimensionen bereichert der Fund aus Nemmenich die kleine Gruppe bekannter Mahlsteine mit vergleichbaren Maßen. Bedenkt man die durchschnittliche Lebenserwartung z.B. bandkeramischer Menschen mit rund 32 Jahren, dann dürfte eine Schiebemühle mit entsprechend massivem Unterlieger den größten Teil des Lebens einer bandkeramischen Hausfrau begleitet haben.

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