Ein wichtiges Stück römische Geschichte des Rheinlandes für die lokale Bevölkerung und eine große Zahl von Touristen dauerhaft erlebbar und "erfahrbar" zu machen – dieses Ziel hat das Millionenprojekt der Regionale 2010 "Erlebnisraum Römerstraße | Agrippastraße – Via Belgica".
Die Agrippastraße bei Erftstadt-Erp. Foto: Stadt Erftstadt
Mit rund sechs Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie Städtebaumitteln des Landes Nordrhein-Westfalen sollen die beiden von Köln ausgehenden römischen Staatsstraßen nach Trier/Lyon ("Agrippastraße") und Boulogne-sur-Mer ("Via Belgica") in Abschnitten präsentiert und touristisch erschlossen werden. Wie diese Straßen in der Antike genannt wurden, ist nicht bekannt; ihre heutigen Namen sind modern. Einen beträchtlichen Eigenanteil von insgesamt 1,5 Millionen Euro leisten die beteiligten Kommunen: Köln, Hürth, Erftstadt, Zülpich, Mechernich, Bad Münstereifel, Nettersheim, Kall, Blankenheim, Dahlem, Bergheim, Elsdorf, Niederzier, Jülich, Aldenhoven, Baesweiler, Herzogenrath und Übach-Palenberg. Insgesamt verfügt das Projekt somit über ein Finanzvolumen von rund 7,5 Millionen Euro. Die Koordinierung des Projektes mit 18 beteiligten Kommunen hat das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland übernommen.
Ungefähr 100.000 Kilometer Fernstraßen vernetzten das römische Weltreich, ermöglichten eine effiziente Verwaltung des Staates sowie schnelle militärische Bewegungen und bildeten die Voraussetzung für den Austausch von Waren, Nachrichten und Ideen. Sie erschlossen, verknüpften und schufen Entwicklungsachsen, waren doch Straßen die pulsierenden Lebensadern des römischen Imperiums. Entlang dieser Straßen entstanden nach und nach Städte, Dörfer, Landgüter, Herbergen, Heiligtümer und vieles mehr. Das meiste davon ist heute im Rheinland nicht mehr sichtbar, doch die Überreste liegen im Boden verborgen. Ziel des Projektes "Erlebnisraum Römerstraße" ist es, die ehemaligen römischen Staatsstraßen im Rheinland - die Straßen Köln-Trier und Köln-Boulogne-sur-Mer - durch geeignete Maßnahmen im Gelände wieder "erfahrbar" zu machen: Der Landschaft und den dort lebenden Menschen soll so ein Stück ihrer Jahrhunderte alte Geschichte, ihrer damit verbundenen Einzigartigkeit und ihrer Identität zurückgegeben werden. Zugleich wird diese neue Attraktion die touristische Anziehungskraft der Region stärken.
Bäume sollen den Verlauf der antiken Straße markieren
Im Bereich der Agrippastraße werden 90 Kilometer, entlang der Via Belgica rund 70 Kilometer Strecke als Rad- und Wanderweg ausgewiesen. Wo es geländebedingt möglich ist, verläuft der Rad-/Wanderweg künftig unmittelbar neben der antiken Straße. Der Verlauf der Römerstraßen wird dort, wo er nicht erkennbar ist, durch Bäume gekennzeichnet. Sie werden eine große Banderole mit der Aufschrift "VIA" tragen. An zahlreichen Stellen sollen die im Boden befindlichen Überreste der historischen Straßen anschaulich hergerichtet werden. 120 Informationstafeln an der Trasse enthalten populäre, wissenschaftlich fundierte Informationen zu Verlauf und Aufbau der Straße und zu den archäologischen Denkmälern an der Straße. Außerdem wird auch auf Denkmäler unterschiedlicher Epochen in der Umgebung hingewiesen, die einen Abstecher lohnen. Die Römerstraße dient somit ein zweites Mal in ihrer über 2000-jährigen Geschichte der Erschließung der Landschaft.
Kennzeichnungs- und Informationssystem
Drei Informations- und Dokumentationszentren im Römisch-Germanischen Museum der Stadt Köln, in der Zitadelle Jülich und im Naturzentrum Nettersheim/ Gildehaus in Blankenheim vermitteln museal aufbereitet verschiedene Aspekte zur Geschichte und Bedeutung der Römerstraßen. An beiden Römerstraßen werden sechs Umsteigepunkte mit Infobereich eingerichtet, die in Anlehnung an den lateinischen Begriff für einen Aufenthalt "Mansio" genannt werden. Initiiert wurde das Projekt "Erlebnisraum Römerstraße" durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, das bereits seit 2006 mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW und einiger Kommunen intensive wissenschaftliche Untersuchungen durchführt. Hierzu gehören das gründliche Studium von Archivalien und historischen Karten der letzten 200 Jahre sowie moderner Quellen wie Luftbilder und Laserfotos aber auch systematische Begehungen der Römerstraßen einschließlich eines 200 Meter breiten Streifens beiderseits der Trasse. Erkenntnisse liefern auch Vermessungen, Bohrungen, kleine Grabungen sowie geophysikalische Messungen. Aufgrund dieser detailreichen Untersuchungen können der Straßenverlauf bestimmt und die angrenzende Bebauung erschlossen werden.
Foto: Stadt Erftstadt, Pressestelle
Karte: LVR-LandesMuseum Bonn, C.Duntze
Grafiken: nowakteufelknyrim/Planergruppe Oberhausen/Reicher Haase Architekten.