LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Rheinische Archäologen bedienten die nationalsozialistische Ideologie

LVR stellt Tagungsband zur Archäologie in der Rheinprovinz von 1920–1945 vor

Pressemitteilung - Bonn, 3. Februar 2014

Archäologie und Bodendenkmalpflege erfuhren im "Dritten Reich" eine enorme Aufwertung und einen Ausbau ihrer Institutionen, lieferten sie doch bereitwillig die pseudowissenschaftliche Legitimation für die "Blut-und-Boden-Ideologie" und großdeutsche Expansionspläne. Nach dem Zweiten Weltkrieg behielt man die seinerzeit neu geschaffenen Lehrstühle an den Universitäten, die ausgebauten Denkmalpflegeämter und Museen ebenso bei wie das wissenschaftliche Personal, soweit es aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt war.

Nachdem die grundsätzliche Beschäftigung mit der archäologischen Fachgeschichte der Zeit des Nationalsozialismus schon in den 1970er Jahren begann, widmet sich der vorlie-gende Tagungsband der vertiefenden Betrachtung einer Region: der ehemaligen Rheinprovinz von 1920–1945. Aufgrund ihrer geopolitischen Lage als Grenzregion sowie ihrer wirtschaftlichen und politischen Bedeutung nahm sie eine führende Rolle innerhalb des Deutschen Reichs ein. Und so geben die 26 Beiträge einen Überblick, beginnend mit einer Beschreibung der in der Rheinprovinz gegebenen Rahmenbedingungen und Strukturen sowie der Vorstellung des ab 1933 agierenden Kulturdezernenten Hans-Joachim Apffelstaedt als Schlüsselfigur der regionalen Kulturpolitik. Der Band geht ausführlich auf den Einfluss staatlicher bzw. nationalsozialistischer Institutionen, wie dem Reichserziehungsministerium, dem „Amt Rosenberg“ und dem "SS-Ahnenerbe" ein. Detailliert behandelt wird die Entwicklung einzelner archäologischer Museen im Rheinland, der Universitätsinstitute in Köln und Bonn sowie der amtlichen Bodendenkmalpflege. Der sogenannten Westforschung und dem Wirken deutscher Archäologen in den Benelux-Staaten und Frankreich widmet sich ein weiteres Kapitel.

Damit werden Entwicklung und Netzwerke nicht nur von wichtigen rheinischen Institutionen der Archäologie, sondern auch darüber hinaus auf nationaler Ebene und mit Blick in die besetzten westlichen Nachbarstaaten dargestellt. Archäologen sowie Historiker aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland geben in dem Tagungsband einen Überblick, wie es ihn in dieser thematischen, zeitlichen und räumlichen Dichte bislang nicht gegeben hat.

Der Rheinische Provinzialverband als Vorgängereinrichtung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) war seinerzeit Dreh- und Angelpunkt der Kulturpolitik in der Rheinprovinz. Mit der vorliegenden Analyse liefert der Band zugleich einen wichtigen Beitrag zum Programm "Der LVR stellt sich seiner Geschichte".

Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945.
Herausgegeben von Jürgen Kunow, Thomas Otten und Jan Bemmann. Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland 24. Treis-Karden 2013, 448 Seiten, ca. 200 Abbildungen, ISBN 978-3-9811909-7-7, 58 €

zu beziehen beim
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
Endenicher Str. 133
53115 Bonn

Tel. 0228 / 9834 - 0

E-Mail: abr.buchbestellungen@lvr.de

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