In Emmerich-Elten lädt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) für Sonntag, 30. März 2014, von 10 bis 17 Uhr, zu einem Aktionstag an der einzigen Landesbefestigung Deutschlands aus dem Ersten Weltkrieg ein. Der Aktionstag ist Teil des umfangreichen Verbundprojektes "1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg", mit dem der LVR noch bis Mitte 2015 an die geschichtsträchtige Epoche vor 100 Jahren erinnert. An der deutsch-niederländischen Grenze wird es vor diesem Hintergrund Führungen zu den Lauf- und Deckungsgräben sowie den Resten von Bunkern geben. Erstmalig im Rheinland wird an einer solchen Anlage eine archäologische Ausgrabung durchgeführt. Damit soll der genaue Aufbau der Gräben geklärt werden. Das Grabungsteam des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland wird den Besucherinnen und Besuchern an der Ausgrabung den Befund erläutern. Hintergrundinformationen zu der Anlage und zu weiteren Themen des Ersten Weltkrieges gibt eine kleine Ausstellung in der nahegelegenen Gerritzens Mühle.
Die Verteidigungsanlagen an der Reichsgrenze, bestehend aus Bunkern, Deckungs- und Laufgräben, erstreckten sich von Elten bis an die Westspitze des Reichswaldes bei Kleve. Sie sollten einen Vormarsch der Alliierten in Richtung Ruhrgebiet, der "Waffenschmiede des Reiches", verhindern. Unter Einbeziehung der Rheinniederung waren sie 27 Kilometer lang. Ausgebaut wurden als Feldbefestigung (Gräben und Bunker) bei Elten 4,4 Kilometer und im Bereich Kleve und dem Reichswald 13,6 Kilometer. Davon sind in Elten 3,4 Kilometer und im Reichswald 7,1 Kilometer erhalten.
Das System bestand aus drei Linien mit Graben, Wall und Bunkern. Der Abstand zwischen den einzelnen Sicherungsgräben beträgt durchschnittlich 300 Meter. Ihr Ausbau erfolgte nach den militärischen Richtlinien zur Erstellung von Feldbefestigungen aus dem Jahre 1916, vergleichbar der Siegfriedstellung in Flandern. Ob man sich in Emmerich an diese Vorschriften gehalten hat, erfahren die Besucherinnen und Besucher am Aktionstag. Nach dem Krieg wurden gemäß der Bestimmungen des Versailler Vertrags die Bunker gesprengt und die Gräben und Wälle größtenteils eingeebnet. In Emmerich-Elten sind Reste der Gräben erhalten, an einigen Stellen liegen Betonbrocken der Bunker im Wald. Obwohl in Emmerich im Ersten Weltkrieg nie Kämpfe stattgefunden haben, gibt diese knapp 100 Jahre alte Hinterlassenschaft den Fachleuten einen Einblick in die Militärtechnik des Ersten Weltkrieges. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland hat dieses Bodendenkmal daher 2013 in die Denkmalliste der Stadt Emmerich eintragen lassen.
Die Führungen durch Fachleute des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland finden ab 10.30 Uhr stündlich bis 15.30 Uhr statt. Dabei werden Schützengräben aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg vorgestellt und weitere archäologische Spuren gezeigt. Start und Ziel sind an der Gerritzens Mühle, Stokkumer Str. 27, 46446 Emmerich am Rhein. Der Rundweg ist drei Kilometer lang, feste Schuhe werden empfohlen. Eine Anmeldung im Vorfeld ist nicht erforderlich. Die Teilnahme an den Führungen ist kostenlos.
Die Mühle ist am Aktionstag in Betrieb und das Mühlencafé hat geöffnet. Parkmöglichkeit besteht auf dem Supermarktparkplatz an der Beeker Straße, Ecke Stokkumer Straße. An der Ausgrabung ist das Parken nicht möglich.
Von den historischen Ereignissen des Ersten Weltkrieges zeugen zahlreiche archäologische Relikte im Rheinland. Dazu gehören Produktionsstätten wie Pulvermühlen, Schießbaumwoll- und Dynamitfabriken sowie militärische Anlagen wie Truppenübungsplätze, Kasernen, Luftschiffhäfen und Eisenbahnlinien. Diese Kriegsrelikte, aber auch die des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges, werden vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Kooperation mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. in einem Inventar erfasst.
Neben dem Aktionstag in Emmerich lädt die LVR-Bodendenkmalpflege im Jahr 2014 zu drei weiteren in Windeck, Grevenbroich und Düren ein, bei denen Zeitzeugnisse des Ersten Weltkrieges vorgestellt werden.
Weitere Informationen zu den Aktionstagen und zum LVR-Verbundprojekt sind im Internet unter www.kriegsrelikte.lvr.de und www.rheinland1914.lvr.de einzusehen.
Birgit Ströter
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»1914 - Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg« ist ein Projekt des LVR-Dezernates Kultur und Umwelt mit verschiedenen Partnern. Schirmherrin des Projektes ist Ute Schäfer, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.
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