LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Niedergermanischer Limes auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe

Vereinbarung zwischen deutschen Bundesländern und den Niederlanden

Presseinformation - Bonn, 16. April 2015

Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und die Niederlande wollen den Niedergermanischen Limes als Welterbe bei der UNESCO anmelden. Das sieht eine Vereinbarung der beteiligten Partner vor, die am 16. April 2015 im LVR-LandesMuseum Bonn unterzeichnet wurde.

Die Bewerbung hat große Aussicht auf Erfolg, da der Niedergermanische Limes dann Teil der internationalen UNESCO-Welterbestätte "Grenzen des Römischen Imperiums" wäre. Diese umfasst bereits den Hadrians- und Antoninuswall in Großbritannien sowie den Obergermanisch-Raetischen Limes in Deutschland. Die Anerkennung des Niedergermanischen Limes als Welterbe wäre ein wichtiger Lückenschluss. Eine aussichtsreiche Bewerbung setzt einen gemeinsamen Antrag für die gesamte römische Provinz Germania inferior voraus, also eine Zusammenarbeit von Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und den drei betroffenen niederländischen Provinzen Gelderland, Utrecht und Südholland. Dazu haben sich die beteiligten Institutionen nun in dem bi-nationalen Abkommen verpflichtet. Die Niederlande haben sich bereiterklärt, als Konsortialführer ("lead partner") den Antrag bei der UNESCO einzureichen. Die Initiative für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ging vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege aus, das seit Jahren die in Frage kommenden Fundplätze erforscht.

Für die nordrhein-westfälische Landesregierung erklärte dazu Staatssekretär Günther Horzetzky vom Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk: "Die Landesregierung macht sich dafür stark, den Niedergermanischen Limes als sechste Welterbestätte in Nordrhein-Westfalen anerkennen zu lassen. Der touristische Wert von gut präsentierten archäologischen Plätzen steht außer Frage. Die Kooperation in diesem Projekt spiegelt die traditionell guten Beziehungen von NRW und den Niederlanden in allen Bereichen der Kultur und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit wider".

Grenzeinrichtung gegenüber dem feindlichen Germanien

Die römische Provinz Niedergermanien (Germania inferior) umfasste das Rheinland und weite Teile Belgiens sowie der heutigen Niederlande. Hauptstadt der Provinz war die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, Köln. Entlang des Rheins verlief der Limes auf 385 Kilometern Länge als Grenzeinrichtung gegenüber dem feindlichen freien Germanien von Remagen bis zur Rheinmündung bei Katwijk an Zee.

Charakteristisch für den Niedergermanischen Limes ist der komplette Verlauf entlang des Rheins und seine lange Existenz, länger als alle anderen Limesabschnitte. Das unterscheidet ihn von den bisher als Welterbe anerkannten Landgrenzen. Der Fluss war für feindliche Verbände bereits ein erhebliches Hinderniss. Die Römer mussten am "nassen Limes" keine Wallanlage errichten und legten daher die Legionslager und Kastelle in direkter Nähe zum Fluss an. Wie an einer Perlenkette aufgereiht, bildeten die Militäreinrichtungen ein in sich geschlossenes System. Im Unterschied zu den Landgrenzen gehören daher zum Niedergermanischen Limes alle Arten militärischer Einrichtungen, vom Wachturm bis zum riesigen Zweilegionenlager. Verkehrsader für den Limes war auf deutscher Seite die überwiegend schnurgerade angelegte römische Reichsstraße entlang des Rheins, auf der heute in großen Teilen die Bundesstraße 9 verläuft.

27 hochrangige Fundplätze auf deutschem Gebiet

Auf deutscher Seite können 19 Kommunen in Nordrhein-Westfalen und eine Kommune in Rheinland-Pfalz insgesamt 27 hochrangige Fundplätze des römischen Militärs vorweisen (s. Liste unten). Die wichtigsten archäologischen Plätze des Niedergermanischen Limes sind: das Praetorium in Köln als Sitz des militärischen Oberbefehlshabers und Statthalters, das Doppellegionslager Vetera I in Xanten, dem bis zu seiner Zerstörung 70 n. Chr. mit 10.000 Mann größten Standlager im Römischen Imperium, die Legionslager in Bonn, Neuss und Nijmegen, die Hilfstruppenlager in Remagen, Köln-Deutz, Dormagen, Monheim, Krefeld, Moers-Asberg und Kalkar sowie Arnheim, Vechten, Utrecht, Zwammerdam, Alphen und Valkenburg.

Eine kleine Sensation stellte kürzlich die Entdeckung von römischen Übungslagern im Kottenforst bei Bonn sowie am Niederrhein in Alpen und Uedem dar. Im Kottenforst handelt es sich dabei um das größte obertägig sichtbare Manövergebiet im gesamten Römischen Reich. Die vom Flugzeug aus erstellten hochmodernen Laser-Reliefs der Erdoberfläche machten die typischen spielkartenförmigen Wallanlagen sogar in Waldgebieten sichtbar.

Während der Regentschaft von Kaiser Trajan, als das Römische Reich seine größte Ausdehnung erreichte, waren um 100 n.Chr. am hiesigen Limes etwa 15.000 Legionäre sowie rund 20.000 Hilfstruppen-Soldaten (größtenteils Nichtrömer) stationiert. Darin eingeschlossen sind auch die Soldaten der Rheinflotte mit ihrem Basislager in Köln-Alteburg.

Anstehende Aufgaben bis zur Antragstellung bei der UNESCO

Zu den anstehenden Aufgaben bis zur Einreichung des Antrages bei der UNESCO gehören nun weitere Forschungen zur Ausdehnung und zum Erhaltungszustand der Plätze sowie die exakte Bestimmung der einzelnen Welterbeflächen in enger Abstimmung mit den Kommunen. Voraussetzung für die Anerkennung ist außerdem ein Managementplan, in dem notwendige Schutzmaßnahmen und die künftige Präsentation der Objekte festgelegt werden.

Die Kulturdezernentin des LVR, Milena Karabaic dazu: „Der Welterbestatus ermöglicht Sonderzuschüsse durch die Bundesregierung. Das Interesse der Bevölkerung an unserem kulturellen Erbe ist riesengroß und dementsprechend müssen Vermittlung und Präsentation auf hohem Niveau stattfinden. Für uns als Kommunalverband ist es selbstverständlich, dass wir die Einzelheiten im Sinne eines partizipatorischen und strukturierten Prozesses detailliert mit den betroffenen Städten und Gemeinden besprechen.“

Liste der möglichen Welterbe-Stätten auf deutschem Gebiet

Anlage: Liste der 27 Objekte auf deutschem Gebiet (PDF, 28 KB)

Pressekontakt

Maik Grimmeck
maik.grimmeck@mbwsv.nrw.de
Telefon 0211 3843-1019

Birgit Stroeter
birgit.stroeter@lvr.de
Telefon 0221 809-7711

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Pressefotos zum Herunterladen

Bild von der Unterzeichnung (JPG, 1,88 MB)

Bildinformation:
Sie unterzeichneten die Vereinbarung zum Limes (von links): Walter Schumacher, Kulturstaatssekretär und Regierungsbeauftragter für das UNESCO-Welterbe des Landes Rheinland-Pfalz, Susan Lammers, Direktorin der Niederländischen Agentur für das Kulturelle Erbe, Mariette Pennarts, Kulturdezernentin der Provinz Utrecht und Dr. Günther Horzetzky, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Foto: St. Arendt, LVR


Foto von der Unterzeichnung der Vereinbarung im LVR-LandesMuseum Bonn (JPG, 262 KB)

Bildinformation:
Gemeinsam wollen sie den Rheinlimes als Weltkulturerbe bei der UNESCO anmelden (von links): Dr. Günther Horzetzky, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Mariette Pennarts, Kulturdezernentin der Provinz Utrecht, Susan Lammers, Direktorin der Niederländischen Agentur für das Kulturelle Erbe, Milena Karabaic, Kulturdezernentin des LVR, sowie Walter Schumacher, Kulturstaatssekretär und Regierungsbeauftragter für das UNESCO-Welterbe des Landes Rheinland-Pfalz. Der Grabstein des Zenturio Caelius, der in der berühmten Varus-Schlacht mit tausenden anderer Römer sein Leben verlor, steht für die spannende Militärgeschichte der Römer am Rhein. Foto: St. Arendt, LVR-ZMB


Karte der Militärischen Einrichtungen des Niedergermanischen Limes (PDF, 447 KB)

Bildinformation:
Karte mit wichtigen militärischen Einrichtungen des römischen Militärs in der Provinz Niedergermanien. Zeichnung: LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, Sebastian Held


Kalkar Reiterlager Burginatium (JPG, 1,32 MB)

Bildinformation:
Geomagnetische Aufnahmen vom Reiterlager Burginatium bei Kalkar
Abbildung: LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, Steve Bödecker


Uedem Hochwald Manöverlager (JPG, 485 KB)

Bildinformation:
Im Laserscan sind die im Hochwald bei Uedem gelegenen, vom römischen Militär zu Übungszwecken angelegten Lager gut zu erkennen. Typisch sind die abgerundeten Ecken und die gezogenen Eingänge, die der besseren Bekämpfung eindringender Feinde dienten. Abbildung: GeobasisNRW; LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, Steve Bödecker


Xanten-Birten Luftbild und Grabungen Vetera I mit Amphitheater (JPG, 1,07 MB)

Bildinformation:
Auf dem Fürstenberg bei Xanten-Birten befand sich mit dem Zweilegionenlager Vetera I das größte Standlager des römischen Reiches. Wenige Meter südlich davon haben sich die imposanten Reste des aus Holz und Erde errichteten Amphitheaters bis heute erhalten (unten am Bildrand, baumbestanden). Fotomontage: GeobasisNRW/LVR-Amt für Bodendenkmalpflege

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Neuss-Reckberg Wachtturm (JPG, 0,97 MB)

Bildinformation:
Auf dem Reckberg in Neuss befanden sich ein Kleinkastell und ein Wachtturm zur Überwachung der Limesstraße und des Schiffsverkehrs auf dem Rhein. Bürgerinnen und Bürger von Neuss-Uedesheim haben 1991 einige Meter abseits der Originalfundstelle die Rekonstruktion eines typischen Wachtturms errichtet.
Foto: LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, Paul Wagner


Neuss Legionslager (JPG, 1,28 MB)

Bildinformation:
Plan des Neusser Legionslagers („Koenenlager“). Von Constantin Koenen 1887-1900 untersucht, stellt der Grundrissplan bis heute den Prototyp eines römischen Legionslagers und seiner Innenstruktur mit Kasernen, Verwaltungsbauten und Lagerstraßen dar.

Abbildung: LVR-LandesMuseum Bonn


Monheim Haus Bürgel (JPG, 913 KB)

Bildinformation:
Auf den Grundmauern eines römischen Kastells wurde Haus Bürgel errichtet. In römischer Zeit war das Kastell linksrheinisch. Eine Rheinverlagerung im Mittelalter führte dazu, dass dieser archäologische Platz heute rechtsrheinisch liegt – in der Rheinaue zwischen Monheim-Baumberg und Düsseldorf-Urdenbach.
Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn


Monheim, Haus Bürgel Mauerwerk (JPG, 842 KB)

Bildinformation:
An zahlreichen Stellen findet man an Haus Bürgel noch heute aufstehende römische Mauern. Das moderne Pflaster weist auf die Fundamente eines römischen Turms hin.
Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

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Köln Praetorium (JPG, 0,97 MB)

Bildinformation:
Das Praetorium in Köln war der Sitz des römischen Statthalters, der auch den Oberbefehl über das Heer der Provinz Niedergermanien innehatte. Von der zivilen und militärischen Zentrale der Provinz haben sich eindrucksvolle Reste der Palastarchitektur (unter dem sog. Spanischen Bau des Kölner Rathauses) erhalten.
Foto: Axel Thünker DGPh, Bad Münstereifel


Legionslager Bonn Modell (JPG, 2,43 MB)

Bildinformation:
Modell des römischen Legionslagers in Bonn. Es befindet sich zwischen Rhein, Graurheindorfer Straße, Rosental und Augustusring. Mitten durch das Lager führt die Via Principalis, die heutige Römerstraße.
Grafik: L!NK 3D - Digitale Archäologie


Caelius-Stein (JPG, 1,13 MB)

Bildinformation:
Der Grabstein des Zenturio M. Caelius aus Xanten (Original im LVR-LandesMuseum Bonn) zählt zu den wichtigsten Denkmälern des römischen Rheinlandes. Die Inschrift verrät, dass der Hauptmann der 18. Legion im Jahre 9 n. Chr. bei der Niederlage im Feldzug des Varus (3. Zeile: „BELLO VARIANO“) sein Leben verlor. Mit ihm genannt werden auch seine beiden Freigelassenen (ehemaligen Sklaven) Privatus und Thiaminus. Zu seinem Andenken errichtete ihm sein Bruder Titus (Caelius) den aufwendig gestalteten Reliefgrabstein bei Xanten.

Als Symbol der Veranstaltung steht der Grabstein für die spannende, wechselvolle und über 400-jährige römische Kultur des Rheinlandes.

Foto: Axel Thünker DGPh, Bad Münstereifel

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