LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Größte Archäologiestiftung Europas blickt auf 25 erfolgreiche Jahre zurück

Das rheinische Braunkohlenrevier ist eine der archäologisch am besten erforschten Regionen des Kontinents

Presseinformation – Bergheim, 18. August 2015

Europas größte Archäologiestiftung blickt auf ein erfolgreiches Wirken in den letzten 25 Jahren zurück. Am 20. April 1990 gründeten das Land Nordrhein-Westfalen, die damalige Rheinbraun AG (heute RWE Power) und der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die „Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier“. Ihre Aufgabe ist es, die archäologischen Arbeiten im Gebiet der Tagebaue Hambach, Inden und Garzweiler finanziell zu unterstützen. Dazu gehört das gesamte Spektrum von der Ausgrabung, über die wissenschaftliche Forschung und die Publikation bis hin zur Präsentation der Funde.

Die großen Braunkohlentagebaue im Rheinland sind ein tiefer Eingriff in eine Landschaft, die seit Jahrtausenden besiedelt ist. Die Ressourcen der amtlichen Bodendenkmalpflege reichen alleine nicht aus, die Spuren früherer Kulturen fachgerecht zu dokumentieren, zu bergen und wissenschaftlich auszuwerten. Diese Erkenntnis führte 1990 zur Gründung der Archäologiestiftung, die hinsichtlich Umfang und Ausstattung in Deutschland führend ist. Über 14,7 Millionen Euro flossen seit der Gründung 1990, um die Bodendenkmalpflege im Gebiet des Braunkohlentagebaus zu intensivieren und jahrtausendealte Funde buchstäblich unter dem Schaufelrad vor ihrer Zerstörung zu retten.

Ulrike Lubek, Direktorin des LVR: „Die Gründung der Stiftung durch Land, RWE und LVR war ein wichtiger Meilenstein für die Bodendenkmalpflege. Neben den finanziellen Leistungen hat die Stiftung sowohl bei RWE als auch bei der LVR-Archäologie für Planungssicherheit und Verlässlichkeit gesorgt.“

Der großräumige Abtrag einer alten Kulturlandschaft ist Verlust und Chance zugleich. Die Stiftung verschafft den Archäologinnen und Archäologen die Möglichkeit, den Verlust an historischer Substanz, wo immer es geht, zu dokumentieren und rasch auszuwerten. Das rheinische Braunkohlenrevier wurde damit zu einer der archäologisch am besten erforschten Regionen Europas. Es werden Einblicke in Abschnitte der Erd- und Menschheitsgeschichte gewonnen, die andernorts nicht möglich sind.

Thomas Otten, der die Landesregierung als Oberster Denkmalpfleger in Nordrhein-Westfalen im Stiftungsvorstand vertritt, hält die Gründung der Stiftung für eine strategisch enorm wichtige Leistung: „Die Archäologiestiftung hat zur dauerhaften Harmonisierung zwischen der Bodendenkmalpflege und der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beigetragen. Außerdem ermöglicht die Stiftung langfristige Perspektiven für die archäologische Forschung in NRW, weshalb beispielsweise die Siedlungsarchäologie der Steinzeiten und frühen Metallzeit einen bundesweit einzigartigen Forschungsstand erreicht hat“.

Herausragende Beispiele dafür sind die jüngsten Untersuchungen einer altstein- und metallzeitlichen Siedlungskammer im Inde- und Rurtal, die wissenschaftliche Erforschung der großen römischen Villenlandschaft im Tagebau Hambach, die Kirchengrabungen von Inden-Altdorf und Garzweiler sowie die archäologischen Maßnahmen in Burg Reuschenberg.

Die Braunkohlenstiftung fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs durch Stipendien für Abschlussarbeiten und wissenschaftliche Projekte – in den 25 Jahren immerhin 241 an der Zahl. Sie fördert Publikationen und Ausstellungen, betreibt aktive Öffentlichkeitsarbeit und nicht zuletzt finanziert sie Prospektionen und Ausgrabungen. Insgesamt investiert die Stiftung jährlich rund 500.000 Euro. Der von den Stiftern ins Leben gerufene und mit 5.000 Euro dotierte Archäologiepreis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten ist eine begehrte Auszeichnung mit Bedeutung weit über das Rheinland hinaus. „Von diesen Initiativen haben wir alle etwas, allen voran die Menschen, die in dieser Region leben. Durch die Archäologie vertiefen wir die Kenntnisse über unsere Heimat und unser kulturelles Erbe“, sagt Christoph Becker-Berke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.

„Die Archäologie braucht genauso wie die Braunkohlengewinnung einen langfristig kalkulierbaren Rahmen. Dazu tragen wir von RWE gerne bei und werden die Stiftung auch in Zukunft partnerschaftlich unterstützten. Darauf können sich die Archäologen verlassen“, versicherte Dr. Lars Kulik, Leiter Braunkohleplanung und -ausrichtung von RWE Power in Köln.

Die Stiftung veranstaltet jährlich gemeinsam mit dem LVR in der Außenstelle Titz des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland den „Tag der Archäologie“, der in diesem Jahr am 22. August 2015 stattfindet. Hier werden in jedem Jahr tausenden von Interessierten die neuesten Funde vorgestellt und Forschungsergebnisse anschaulich erläutert. In diesem Jahr besteht im Rahmen der Veranstaltung mit Unterstützung der RWE Power AG zum ersten Mal die Möglichkeit einer Tagebaubesichtigung.

Als besonders anschauliches Ergebnis wissenschaftlicher Forschung wurde in der Außenstelle eine eisenzeitliche Hofanlage rekonstruiert, die nicht nur beim Tag der Archäologie erlebbar gemacht wird, sondern auch im Rahmen des museumspädagogischen Programms ganzjährig von Schulklassen und Gruppen besucht wird.

Informationen: www.archaeologie-stiftung.de

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