LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Verscharrt, verehrt, versteckt

Neueste Forschungsergebnisse und herausragende Funde aus Archäologie und Paläontologie des Jahres 2023

Pressemitteilung und Fotos können hier heruntergalden werden

Bonn, 22. April 2024. Gedrechseltes aus Millionen Jahre altem Holz, ein verscharrter Toter im eisenzeitlichen Graben, ein stattlicher Palast auf dem Fürstenberg und eine bis heute verehrte Heilige: Viele spannende Funde und Befunde aus Archäologie und Paläontologie bietet der Rückblick auf das Jahr 2023 des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR).

Bereits zum 20. Mal tauschen sich die in der rheinischen Bodendenkmalpflege Tätigen über aktuelle Ausgrabungen, Forschungen und Funde auf der Jahrestagung des LVR-ABR im LVR-LandesMuseum Bonn (LVR-LMB) aus. Dort ist zudem im 1. Obergeschoss bis zum 28. April 2024 in der Ausstellung „Archäologie im Rheinland 2023“ eine Auswahl an besonderen Neufunden zu sehen.

Mit insgesamt 699 archäologischen Maßnahmen setzte sich auch 2023 der Trend fort, dass die bodendenkmalpflegerische Arbeit von Jahr zu Jahr zunimmt. Insgesamt 374 Maßnahmen führte das LVR-ABR selbst durch und die 325 von Grabungsfachfirmen vorgenommenen Ausgrabungen und Prospektionen wurden fachlich überwacht.

Das groß angelegte Projekt „Schadenskataster Hochwasser 2021“ wurde Ende letzten Jahres wie vorgesehen abgeschlossen. Insgesamt 538 Fundstellen wurden in den von der katastrophalen Flut betroffenen Gebieten des Rheinlands erfasst und untersucht. Bei fast 20 Prozent davon wurden Schäden an den Bodendenkmälern festgestellt und an die jeweiligen Kommunen gemeldet.

Erdgeschichte
Trilobiten gehören neben den Dinosauriern wohl zu den bekanntesten tierischen Vertretern aus der Erdgeschichte. Diese Gliederfüßer waren über 250 Millionen Jahre ein wichtiger Bestandteil der am Boden lebenden Meeresfauna. In der Nähe von Alperbrück wurden ca. 391 Millionen Jahre alte Fossilien von Trilobiten aus dem Erdzeitalter Devon entdeckt. Normalerweise sind Funde dieser Tierklasse im rechtsrheinischen Raum deutlich schlechter erhalten – diese Fundstelle bildet allerdings eine Ausnahme und wird in den kommenden Jahren noch weiter untersucht werden.

Südwestlich von Wülfrath befinden sich im Neandertal Kalkablagerungen, die auf Meeresriffe aus dem Mitteldevon vor ca. 386 Millionen Jahren zurückgehen. Nach dem Absterben der Riffe wurden diese von Meerestieren besiedelt, darunter auch Goniatiten. Die ausgestorbenen Kopffüßer sind entfernt verwandt mit den heutigen Tintenfischen. Goniatitenfunde ermöglichen nicht nur eine exakte Datierung der Kalkschichten, sondern lassen Rückschlüsse auf ihren damaligen Lebensraum in einem küstenfernen, tiefen Meeresbecken zu.

Fossile Hölzer aus den Braunkohlentagebauen* sind nicht nur für die Wissenschaft nützlich, sondern aus ihnen lassen sich auch ganz besondere Alltagsgegenstände herstellen. Seit der Neuzeit werden natürlich sowie durch spezielle Verfahren gehärtete Hölzer zu Bilderrahmen, Skulpturen, Stifthaltern, Schalen und anderen Objekten verarbeitet. Die Herstellung ist mit einem erheblichen Zeitaufwand und handwerklichem Geschick verknüpft. Daher existieren nur wenige Stücke. Die in der Ausstellung gezeigten Gegenstände wurden aus 12­–16 Millionen Jahre alten Hölzern eines Vorläufers des Küsten-Mammutbaums gefertigt.

Urgeschichte
In Euskirchen-Großbüllesheim* wurde durch die Archäolog*innen des LVR-ABR ein besonderer Befund freigelegt. Inmitten eines metallzeitlichen und römischen Siedlungsplatzes fand sich eine Bestattung, die gegen Ende der Jungsteinzeit angelegt worden war. Sie lässt sich der sog. Schnurkeramischen Kultur zuordnen (2800–2150 v. Chr.). In einer hölzernen Grabkammer lag eine wohl weibliche Person in gehockter Stellung in Seitenlage bestattet. Die Knochen waren bereits vergangen und nur ihr Abdruck ließ sich noch erkennen. Der Toten waren ein verzierter Tonbecher und Feuersteingeräte beigegeben: eine Klinge aus maasländischem Feuerstein und die Spitze eines Dolches aus französischem Feuerstein. Bereits 2015 war in der Nähe ein zeitgleiches, gut vergleichbares Grab entdeckt worden.

Was zunächst wie ein ganz normaler Sandstein aussah, stellte sich bei näherer Betrachtung als das Bruchstück einer Gießform heraus. Dieser spannende Fund kam im Vorfeld des Tagebaus Inden in einer metallzeitlichen Siedlung bei Düren-Merken* zum Vorschein. Die vermutlich aus der späten Bronzezeit (1200–800 v. Chr.) stammende beidseitig nutzbare Form diente offenbar zum Gießen von mehreren Ringen und länglichen Rohlingen für drahtförmige Fingerringe oder Nadeln. Bislang sind in der niederrheinischen Bucht nur Gießformen aus Bronze oder Keramik bekannt. Die Form aus dem Tagebauvorfeld ist in dieser Region bisher die einzige aus Stein.

Mit einer Größe von über 30 ha gehört der spätbronze- bis mitteleisenzeitliche Fundplatz bei Erftstadt-Erp mittlerweile zu den größten Gräberfeldern dieser Zeit (1300–120 v. Chr.). Das Freilegen von Brandbestattungen ist hier Tagesgeschäft – mit einer ungewöhnlichen Körperbestattung hatten die Archäolog*innen jedoch nicht gerechnet: Auf der Sohle eines eisenzeitlichen Grabens stießen sie auf das Skelett eines ca. 20–25 Jahre alten Mannes. Die langgestreckte Lage des Toten auf dem Bauch und Fraßspuren an den Knochen von Raubtieren weisen darauf hin, dass die Person in der mittleren bis späten Eisenzeit (475 v. Chr. bis um Chr. Geburt) nicht regelhaft bestattet, sondern im Graben verscharrt wurde.

Römische Epoche
Dass sich auf dem Fürstenberg bei Xanten-Birten* mehr hinter der zivilen Siedlung vor den Toren des Legionslagers Vetera castra verbirgt als bislang angenommen, ist bereits bekannt (vgl. Presseinfo vom 20.04.2023). „Aber dass sich in der von Tacitus schriftlich überlieferten Siedlung ‚in Art einer römischen Landstadt‘ ein stattlicher Palast verbirgt, überraschte selbst uns Fachleute,“ sagt Dr. Erich Claßen, Leiter des LVR-ABR. Bei der weiteren Auswertung der geophysikalischen Messungen stellte sich nämlich heraus, dass das Anfang 2023 entdeckte Bad zu einem größeren Gebäudekomplex gehört. Dessen Aussehen und Größe von rund 10.000 m² ähneln sog. Peristylhäusern – städtische Wohnhäuser mit säulengerahmten Innenhöfen. Diese Villen der wohlhabenden römischen Bevölkerung sind im 1. Jahrhundert fast nur im mediterranen Gebiet zu finden. In der Lagervorstadt wohnte zweifellos eine höhergestellte Person; möglicherweise diente die Villa als Reiseresidenz des Statthalters des Heeresbezirks Niedergermanien, wenn er sich hier und nicht in der Colonia Claudia Ara Agrippinsensium (CCAA), dem heutigen Köln, aufhielt. Dazu passen die zwar unscheinbar wirkenden Funde aus der Vorstadt, die aber auf einen luxuriösen Lebensstil schließen lassen. Scherben von Fensterglas, aber auch Fragmente von Öllämpchen, Glasfläschchen und feinem Tafelgeschirr aus Italien sowie von Amphoren deuten auf weitreichende Importe hin. In den Amphoren wurden katalonischer und griechischer Wein sowie südspanische Fischsoße transportiert. Diese Funde aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. lassen erahnen, dass das Leben auf dem Fürstenberg dem im römischen Italien in fast nichts nachstand. Die weitere Erforschung dieser urbanen Siedlung und des Legionslagers im Rahmen des Managements der UNESCO-Welterbestätte „Grenzen des Römischen Reiches – Der Niedergermanische Limes“ lässt noch Einiges erwarten.

Im LVR-Archäologischen Park Xanten hat der Einsatz von geophysikalischen Bodenuntersuchungen eine lange Tradition. Alte und neue Messungen mit dem Georadar auf nahezu allen Flächen der antiken Metropole wurden mit den Ergebnissen der bisherigen Ausgrabungen verglichen und zeichnen jetzt ein neues Bild dieses Bestandteils der UNESCO-Welterbestätte mit der einstigen Bebauung und dem westlichen Abschluss des zentral gelegenen Forums. Neue Ergebnisse lieferten auch die Ausgrabungen im Umfeld eines gallo-römischen Umgangstempels, bei denen mehrere Opfergruben entdeckt wurden. Die archäologischen Funde und Pflanzenreste zeigen, dass hier Kulthandlungen stattgefunden haben.

Spannende Funde stammen auch von einem weiteren Fundplatz des UNESCO-Welterbes Niedergermanischer Limes, dem Legionslager in Bonn*. Hier wurden in den principia, dem Stabsgebäude, schon vor einigen Jahren eine bronzene Statuette des römischen Gottes Merkur und eine Kiste mit Militärausrüstung entdeckt. Die Funde aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. werden seit letztem Jahr restauriert und aufgearbeitet. Besonderes Augenmerk verdient die Holzkiste, die unter dem Fußboden einer Kammer innerhalb der principia versteckt worden war. Darin befanden sich verschiedene Ausrüstungsgegenstände aus Metall, von denen ein erstes Objekt untersucht werden konnte: das verzierte Verschlussblech eines römischen Schuppenpanzers. Die Vorderseite des Stückes aus Buntmetall zeigt den Kriegsgott Mars und darunter einen Widder, das „Wappentier“ der in Bonn stationierten Legion I Minervia. Zweifellos schützte der Schuppenpanzer, der eine gute Beweglichkeit des Trägers im Kampf gewährleistete, einstmals einen ihrer Legionäre.

Das Römisch-Germanische Museum der Stadt Köln (RGM)* hat 2023 auf dem Neumarkt beim Bau eines Brunnens einen archäologischen Aufschluss durch 2000 Jahre Stadtgeschichte untersucht. In römischer Zeit entwickelte sich in diesem Areal im Westen der römischen Stadt ein Stadtquartier mit hochwertiger Wohnbebauung, von der bei der Grabung freigelegte Gebäudereste zeugen. Einen luxuriösen Lebensstil der Bewohnerschaft belegt der Einbau einer privaten Badeanlage und eine Ausstattung mit zum Teil aus dem Mittelmeerraum importiertem Marmor. Über den Bauresten des römischen Stadtquartiers wurde im 11. Jahrhundert mit dem Neumarkt einer der großen Marktplätze des mittelalterlichen Köln angelegt. Bei der Ausgrabung konnte ein Ausschnitt des wohl bei der Gründung aufgebrachten ersten Kiespflasters der Platzanlage sowie die darüber in den letzten 1000 Jahren im Zuge der Nutzung des Platzes abgelagerten archäologischen Schichten untersucht werden. Vom Markttreiben zeugen unter anderem zahlreiche in das erste Marktpflaster eingetretene Hufeisen, Rechenpfennige (münzförmige Rechenmarken) sowie Tuchplomben aus Blei. Eine Tuchplombe mit der Aufschrift „ROVENSIS“ belegt den Handel mit Tuchwaren aus Rochester in der südenglischen Grafschaft Kent. Die jüngste Ausgrabung erbrachte eine schräg über die Platzfläche verlaufende, gepflasterte Straße, die im Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit angelegt wurde. Bei einer Ausgrabung auf der Südseite der Basilika St. Aposteln in dem etwa zeitgleich mit dem Neumarkt gegründeten ehemaligen Chorherrenstift konnten Teile des Kreuzgangs, angrenzender Stiftsgebäude sowie Baureste der im 19. Jahrhundert abgebrochenen 14-Nothelfer-Kapelle erkundet werden. Ein unerwarteter Fund wurde in einem Baukontext des 19. Jahrhunderts freigelegt: das Bodenstück eines romanischen Taufsteins. Neben dem in der Kirche aufgestellten Exemplar bildet er einen zweiten Beleg für Taufsteine aus diesem Zeitraum für St. Aposteln. Im Zuge der voranschreitenden Sanierung der südlichen römischen Stadtmauer am Mühlenbach erfolgten weitere Sicherungsmaßnahmen an dem antiken Bauwerk. Neben der Durchführung von Fundamentsicherungen umfassten diese die Sicherung von freiliegenden Bereichen des römischen Mauerkerns im Bereich von zwei Musterachsen, in denen das entwickelte Konservierungs- und Restaurierungskonzept erprobt und umgesetzt wird.

Mittelalter
Neben den römischen Funden gibt es aus Bonn auch spektakuläre Funde des Frühmittelalters. Auf dem merowingerzeitlichen Gräberfeld in Bonn-Beuel* kam ein reich ausgestattetes Grab eines Mannes aus der 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts zutage. Obwohl es bereits wenige Jahre nach der Bestattung wieder geöffnet und durchwühlt wurde, blieben erstaunlich viele wertvolle Objekte unangetastet: eine im Mund des Mannes niedergelegte Goldmünze, eine aufwändig mit Gold und Silber verzierte Gürtelschnalle, mit Silbereinlagen verzierte Beschläge und die Trense eines Pferdegeschirrs. Ebenfalls beeindruckend ist der Eimer aus Eibenholz mit bronzenen Beschlägen. Das Randblech zeigt punzierte Tiere und eine menschliche Figur sowie krokodilartige Wesen als Enden der Beschläge zur Befestigung des Henkels und des Randblechs. Den damaligen Grabräubern zum Opfer gefallen, ist das sicherlich wertvolle Langschwert, die Spatha, des Bestatteten. Davon zeugen noch Teile des silberverzierten Spathagurts. Der Sax, das einschneidige Kurzschwert, verblieb im Grab, ebenso eine Lanze und ein Pfeil, von denen die eisernen Spitzen erhalten sind. Zweifellos wollten die Angehörigen den Verstorbenen gehobenen gesellschaftlichen Standes als qualitätvoll ausgestatteten Reiterkrieger ins Jenseits schicken.

Bei einer baubegleitenden Maßnahme in Aachen konnte die städtische Bodendenkmalpflege in Zusammenarbeit mit der archäologischen Fachfirma skArcheoConsult Teile des alten Paukanals freilegen. Der Kanal versorgte in karolingischer Zeit (751–919) die Stadt und die Aachener Pfalz mit Wasser aus der Pau. Die neuesten Grabungsergebnisse lassen darauf schließen, dass der Kanal vermutlich schon unter Pippin dem Jüngeren (714-768) errichtet wurde, dem Vater Karls des Großen.

Dem LVR-ABR gelang es, bei der Untersuchung einer Wallanlage bei Kürten-Sürth neue Erkenntnisse über die Besiedlung des Bergischen Landes zu gewinnen. Bei der „Burgring“ genannten Anlage handelt es sich um eine ca. 1 ha große mittelalterliche Befestigung. Sie besteht hauptsächlich aus einem noch bis zu 2,60 m hoch erhaltenen Hauptwall mit einem ca. 1,50 m tiefen Graben. Erstmals wurden nun auch der 100 m nordöstlich des Hauptwalls vorgelagerte Vorwall und zugehörige Graben untersucht. Mittels 14C-Datierungen von Holzkohlen aus beiden Wällen kann die Anlage nun genau in die karolingisch-ottonische Zeit (751–1024) datiert werden. Auf diese Weise verdichten sich die Hinweise für eine zunehmende Besiedelung des Bergischen Landes bereits im Frühmittelalter.

Einen besonderen Münzfund machte in Mönchengladbach* ein Sondengänger, der mit denkmalrechtlicher Genehmigung unterwegs war. Erstmalig kam in der Region eine Münze des Lütticher Bischofs Otbert (1091–1119) zum Vorschein. Der Denar zeigt dessen Bild und schlecht lesbaren Namen und könnte in Huy oder Lüttich geprägt worden sein. Diese Münze des Erzbistums Lüttich gehört zur sog. Leichten Pfennigwährung, die sich außerhalb ihres Herkunftsgebiets nur schlecht in den Geldumlauf integrieren ließ.

Im Vorfeld des Tagebaus Hambach untersuchte die Fachfirma arthemus GmbH bei Kerpen-Manheim* weiterhin das mittelalterliche bis neuzeitliche Hofgut Haus Bochheim. Im Rahmen des vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen finanzierten Projekts der Heimatfreunde Stadt Kerpen e.V. wurde ein besonderer Fund freigelegt: eine kleine Figur der Heiligen Barbara. Auch wenn der Statuette aus Pfeifenton der Kopf fehlt, weist ihr Attribut – der Turm – sie eindeutig aus. Die Statuette entstammt einer Kölner „Bilderbäckerei“, die sich vermutlich auf die Produktion von religiösen Figuren spezialisiert hatte. Als Patronin der Bergleute und vieler anderer Berufsgruppen schützt sie vor Feuer, Pest und jähem Tod. Die zu den 14 Nothelfern und den vier vorzüglichen Jungfrauen (virgines capitales) zählende Hl. Barbara gibt Einblick in die religiöse Verehrung im Haus Bochheim im späten 15. Jahrhundert.

Neuzeit
Die Grabungsfirma archaeologie.de konnte bei Rheinberg-Annaberg Spuren der Belagerung der Stadt im 16./17. Jahrhundert nachweisen. Eine Anlage mit doppeltem Graben und Wall gehörte sehr wahrscheinlich zum Lager von Prinz Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau, der Rheinberg 1633 im Zuge des Achtzigjährigen Krieges belagerte. Mehrere Gruben sind vermutlich ebenfalls diesem Lager oder älteren Belagerungsanlagen zuzuordnen, die zwischen 1586 und 1606 angelegt wurden. In diesen Gruben kamen Musketen- und Pistolenkugeln zutage sowie eine Kugelzange zur Herstellung solcher Kugeln. Außerdem fand sich ein 1567 geprägter Silbertaler, der wahrscheinlich aus dem Sold der spanischen Truppen stammt.

In Wuppertal-Elberfeld untersuchte die Fachfirma EggensteinExca ein Grundstück mit Spuren aus mehreren Jahrhunderten. Die für die frühe Neuzeit in Schriftquellen erwähnte Tuch- und Garnindustrie sowie ein Bleichgewerbe konnten durch die Ausgrabung bestätigt werden, ebenso wie die Ablösung dieses Gewerbes am Beginn des 19. Jahrhunderts durch das aufkommende Färbereigeschäft. Konkret konnten die Fundamente einer Rotfärberfabrik und einer späteren Schwarzfärberfabrik freigelegt werden. Auch die restlichen Mauern einer in den 1950er-Jahren errichteten Tankstelle kamen zum Vorschein, die Ende der 1990er-Jahre abgerissen wurde.

Ein unerwarteter Befund kam überraschend bei Straßenarbeiten in Zülpich-Niederelvenich hervor: Unmittelbar unter der Asphaltdecke aus den 1980er-Jahren lagen drei menschliche Skelette. Die zunächst alarmierte Polizei konnte keine Spuren eines Verbrechens feststellen und übergab die Knochen an das LVR-ABR. Wie alt die Skelette sind und was vielleicht die Todesursache war, werden erst die noch ausstehenden anthropologischen Untersuchungen zeigen.

* Eine Fundauswahl ist in der Ausstellung zu sehen:

Archäologie im Rheinland 2023 Die Ausstellung des LVR-ABR zeigt Neufunde des Vorjahres und erstmalig präsentierte Funde der vergangenen Jahre aus dem Rheinland. Sie stellt zudem neueste Forschungsergebnisse vor. Die Neufundschau ist ein Gemeinschaftsprojekt, an dem auch das LVR-LMB, das RGM, Grabungsfirmen und private Leihgeber beteiligt sind. Die Restaurierung der Exponate ist den Werkstätten des RGM, des Museums Burg Linn in Krefeld und in großem Umfang dem LVR-LMB zu verdanken, wo diese Präsentation seit 20 Jahren gezeigt wird.

„Archäologie im Rheinland 2023“, 19.04. – 28.04.2024 LVR-LandesMuseum Bonn, Colmantstr. 14-16, 53115 Bonn, 1. OG. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 11 – 18 Uhr, Montag geschlossen

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