Tanja Zerl
Archäobotanische Untersuchungen zur Landwirtschaft und Ernährung während der Bronze- und Eisenzeit in der Niederrheinischen Bucht
Rheinische Ausgrabungen 77
Die Archäologin Tanja Zerl hat ihre Dissertation, die 2018 mit dem Albert-Steeger Preis des LVR ausgezeichnet wurde, der Erforschung archäologischer Pflanzenreste, wie etwa verkohlten Früchten und Samen, gewidmet. Die unscheinbaren, zum Teil weniger als 1 mm kleinen, organischen Reste stellen eine besondere Fundgattung dar, die einzigartige Einblicke in die Agrargeschichte gewährt.
Die Autorin legt eine umfassende Auswertung archäobotanischen Materials im Kontext der archäologischen Befunde vom Beginn der Bronze- bis zum Ende der Eisenzeit vor und beseitigt somit das bislang bestehende Forschungsdesiderat zwischen Neolithikum und Römischer Kaiserzeit. Dadurch wird eine nahezu lückenlose Erforschung von Landwirtschaft und Ernährung der Prähistorie der Niederrheinischen Bucht ermöglicht.
Die Materialbasis umfasst Proben aus insgesamt 66 Siedlungen. Zerl griff dabei einerseits auf zuvor nur unvollständig publiziertes Altmaterial zurück, andererseits bereitete sie selbst Proben auf. Ihre Analyse ist durch eine interdisziplinäre archäologisch-botanische und statistische Vorgehensweise geprägt, die durch Diagramme und Tabellen illustriert wird. Der Autorin gelingt es, das Bild einer vielfältigen, spezialisierten Landwirtschaft nachzuzeichnen: Die niederrheinischen Bauern des zweiten und ersten Jahrtausends v. Chr. kultivierten rund ein Dutzend verschiedener Pflanzen. Ab der frühen Eisenzeit nahmen sie erstmalig nicht nur die guten, sondern auch die weniger ertragreichen Böden erfolgreich in Nutzung. Sie praktizierten also eine frühe Form des modernen, sog. predictive farming.
WBG Philipp von Zabern, Darmstadt 2019, 326 S. mit zahlr. Abb., 22 × 29 cm, geb., 1 CD-ROM, Ladenpreis: 69,90 €, ISBN: 978-3-8053-5232-1