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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Die Godesburg – Archäologie und Baugeschichte einer kurkölnischen Burg

Tanja Potthoff

Die Godesburg

Archäologie und Baugeschichte einer kurkölnischen Burg

Rheinische Ausgrabungen 65

Als der Kölner Erzbischof Dietrich von Hengebach im Jahr 1210 seine Landesgrenze mit dem Bau einer Burg auf dem Godesberg sichern wollte, stieß er damit auf heftige Kritik. Schließlich stand auf dem Berg bereits eine Kapelle mit dem Patrozinium des Erzengels Michael. Dies berichtet uns der Zisterziensermönch Caesarius von Heisterbach. Eine archäologische Untersuchung des Bergplateaus durch Adolf Herrnbrodt und Heinz Fischer im Jahr 1959/60 konnte zeigen, dass diese Kapelle, zu der auch ein Gräberfeld des 8.-12. Jahrhunderts gehörte, nicht das erste Gebäude auf dem vulkanischen Bergkegel war. In der Spätantike war er aufgrund der strategisch günstigen Lage bereits Standort eines so genannten Burgus, eines Wachturms zur Überwachung der Rheingrenze und der römischen Rheintalstraße.

Die Lage der frühmittelalterlichen Kapelle auf dem exponierten Bergkegel ist sehr ungewöhnlich. Ihre Funktion ist daher rätselhaft. Möglicherweise handelt es sich um eine Friedhofskapelle oder um die private Eigenkirche eines nicht belegten Herrenhofes. Für die Kölner Erzbischöfe war die Landesburg Godesberg sowohl Residenzburg, als auch Gefängnis, Archiv, Verwaltungssitz und militärischer Stützpunkt. Von ihrer Bedeutung für die Kölner Erzbischöfe zeugen nicht nur die Burggebäude und ihre Ausstattung, sondern auch zahlreiche Funde, die Einblicke in das Alltagsleben auf der Burg erlauben. Das spektakuläre Ende der Befestigung erfolgte im Jahr 1583 mit der ge-waltsamen und Aufsehen erregenden Sprengung im Zuge des Kölnischen Krieges.

Die Bonner Archäologin Tanja Potthoff untersuchte Archäologie und Baugeschichte der Godesburg in ihrer 2007 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München vorgelegten Doktorarbeit. Nun erscheint die Arbeit in Buchform in der Reihe „Rheinische Ausgrabungen" (Band 65). Sie umfasst nicht nur die Aufarbeitung der archäologischen Untersu-chungsergebnisse, sondern auch eine baugeschichtliche Analyse der bestehenden Ruinen. Unter Einbeziehung der Schrift- und Bildquellen zeichnet die Autorin ein rundes und teilweise sehr lebendiges Bild der mittelalterlichen Burg, ihrer Entwicklung und ihrer Vor-gängerbesiedlung. Zu den wichtigsten Ergebnissen der Arbeit gehörte die Neubewertung des Bergfrieds, der nach seinerzeit hochmodernen französischen Vorbildern entstand. Der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden (1238-1261) orientierte sich beim seinem Bau an den Burgen des französischen Königs Philippe Auguste (1180-1223). Die zwei bislang bekannten Bauphasen des Bergfrieds konnten um eine weitere Phase ergänzt werden. Besonders erfreulich ist der Nachweis eines Archivraums im 3. Obergeschoss des Turms. Dort wurden wichtige Urkunden des Kölner Erzstiftes aufbewahrt. Solche Archivräume auf Burgen sind bislang kaum belegt. Ihre Blüte erlebte die Godesburg im 14. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde sie häufig von den herumreisenden Kölner Erzbischöfen besucht und repräsentativ ausgebaut.

437 Seiten, 149 Abbildungen, gebunden, 51 nummerierte Tafeln, ISBN 978-3-8053-4515-6, Verlag Philipp von Zabern, € 69,90

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